Wissenschaftliche Arbeit – Zeitform der Bestandteile

16.01.23 Zeitformen Lesedauer: 7min

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Wissenschaftliche-Arbeit-Zeitform-Definition

Die Wahrung der richtigen Zeitform in einer wissenschaftlichen Arbeit ist das A und O in Sachen Form. Dabei ist wichtig, dass du weißt, welche Zeitform du an welcher Stelle verwenden musst. Generell ist das Präsens die dominante Zeitform in wissenschaftlichen Arbeiten. Damit du hier keine Punktabzüge durch falsche Zeitformen befürchten musst, findest du in diesem Beitrag alle Regeln ausführlich und anschaulich erklärt.

Zeitformen in wissenschaftlichen Arbeiten „einfach erklärt“

Die richtige Zeitform in einer wissenschaftlichen Arbeit vermeidet Unklarheiten oder gar Fehler bei deiner Ausführung. Grundsätzlich ist das Präsens die richtige Zeitform. Aber auch Vergangenheitsformen sind richtig und wichtig. Welche Form wann zum Einsatz kommt, hängt von dem Teilbereich in deiner Arbeit ab.

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Definition: Wissenschaftliche Arbeit Zeitform

Folgende Zeitformen stehen für die korrekte Formulierung einer wissenschaftlichen Arbeit zur Auswahl:

  • Präsens
  • Präteritum
  • Perfekt
  • Konjunktiv oder Futur 1 (in geringem Umfang)1

Die Zeitform der wissenschaftlichen Arbeit hängt wesentlich vom jeweils bearbeiteten Teil ab. So gelten für jedes einzelne Kapitel bestimmte Regeln dafür, welcher Tempus zu verwenden ist. Die dominierende Zeitform in wissenschaftlichen Arbeiten ist das Präsens, also der Gegenwartsbezug.

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Folgen falscher Zeitformen

Die Verwendung der falschen bzw. unpassenden Zeitform kann den gesamten Inhalt deiner Aussagen verändern. Daher ist es wichtig, der richtigen Zeitform in der wissenschaftlichen Arbeit zu folgen und sie im jeweiligen Teil deiner Arbeit zu beachten. Dabei muss man sich vom allgemeinen Sprachgebrauch ein wenig lösen. Eine Zeitform beim Sprechen hat eine andere Wirkungskraft als in der wissenschaftlichen Arbeit.

Wie eine falsche Zeitform deine Aussage verändert, soll an einem Beispiel deutlich werden:

Beispiel

  • „Die Reaktion von Chlor und Natrium ergibt Kochsalz.“ (Präsens)
    ⇒ Dies ist eine allgemein anerkannte Tatsache. Zudem ist sie nachvollziehbar und im Experiment wiederholbar.
  • „Die Reaktion von Chlor und Natrium ergab Kochsalz.“ (Vergangenheit)
    ⇒ Hier könnte sich die Frage stellen, warum sich Chlor und Natrium heute nicht mehr zu Kochsalz vereinigen.
  • „Die Reaktion von Chlor und Natrium wird Kochsalz ergeben.“ (Zukunft)
    ⇒ Jetzt bleibt die Frage offen, welche Bedingungen dafür noch eintreten müssen. Der Aussage „wird (…) ergeben“ muss deshalb eine Erklärung vorausgehen, weshalb diese Reaktion nur unter bestimmten Umständen eintreten wird.

Wissenschaftliche Arbeit: Zeitform des Abstracts

Das Abstract ist eine gekürzte Zusammenfassung der Inhalte eines Dokuments. Es sagt dem Leser, was er von der wissenschaftlichen Arbeit zu erwarten hat. Das Abstract ist sehr wichtig. Es hilft den Lesern bei der Orientierung und Bewertung der Arbeit darüber, ob die Inhalte für die eigenen Forschungsaufgaben relevant sind. Folgende Formulierungen sind für einen Abstract typisch.

Beispiele

  • „Die Auswirkungen der Immobilienkrise sind bis heute spürbar.“
    Präsens
  • „Der Zweite Weltkrieg hat in Europa am 8. Mai 1945 geendet.“
    Perfekt

Zeitform des theoretischen Teils

Im theoretischen Teil wird das Vorwissen dargelegt, welches als Grundlage für die wissenschaftliche Arbeit dienen soll. Dabei unterscheidet man zwischen allgemeinen Kenntnissen und Wissen, das an einer Person festgemacht werden kann. Allgemeinwissen wird im Präsens wiedergegeben. Historische und personenbezogene Informationen werden im Perfekt oder Präteritum beschrieben.

Beispiele

  • Die Reaktion von Stickstoff und Wasserstoff ergibt Ammoniak.
    Präsens
  • Die Ammoniaksynthese wurde 1909 vom deutschen Chemiker Fritz Haber erfunden.
    Perfekt
  • Fritz Haber erfand 1909 die Ammoniaksynthese aus Stickstoff und Wasserstoff unter Zuhilfenahme des Katalysators Osmium.
    Präteritum

Zeitform in der Literaturübersicht

Die Literaturübersicht gibt die Quellen wieder und liefert die Begründung, warum diese für die Fragestellung relevant sind. Die dominierende Zeitform ist hier ebenfalls das Präsens. Präteritum ist ebenfalls gestattet, an Stellen, bei denen eine Vergangenheitsform sinnvoll ist.

Beispiele

  • Die Überlegungen von X zielen auf eine ähnliche Fragestellung ab, die in dieser Arbeit behandelt wird.
    Präsens
  • Im Experiment Y wurde beobachtet, dass die Ergebnisse bereits bei einer geringfügigen Veränderung des Parameters Z stark abwichen.
    Präteritum

Zeitform im Methodikteil

Im Methodikteil wird die wissenschaftliche Grundlage für die Arbeit dargestellt. Dominierend ist in diesem Teil das Präteritum. Schließlich wurden die Methoden in der Vergangenheit entwickelt. Das Perfekt ist alternativ erlaubt. Präsens gehört in den Material- und Methodenteil nur dorthin, wo es sinnvoll ist. Dazu gehört beispielsweise die Anwendung der vorgestellten Methoden auf die Fragestellung.

Beispiele

  • In der Studie von XY wurden 100 Personen im Alter von 20 bis 49 Jahren zu ihrer Meinung zum Thema Z befragt.
    Perfekt
  • Der Forscher erhöhte den Druck auf 100 bar.
    Präteritum
  • Diese Arbeit behandelt das Verhalten der Feldmäuse bei einem veränderten Futterangebot.
    Präsens

Zeitform im Ergebnisteil

Die Ergebnisse liegen beim Verfassen der wissenschaftlichen Arbeit in der Vergangenheit. Deshalb sind hier nur Perfekt und Präteritum erlaubt.

Beispiele

  • Es wurde nachgewiesen, dass die erwartete Veränderung des Zustands nur unter folgenden Bedingungen eintrat.
    Präteritum
  • Die Forschungen haben ergeben, dass die Optimierung des Prozesses unter Einhaltung der beschriebenen Anpassungen eingetreten ist.
    Perfekt

Wissenschaftliche Arbeit: Zeitform im Fazit

Die Diskussion bzw. das Fazit fasst die gesamte Arbeit noch einmal retrospektiv zusammen. Da sie aber einen Gegenwartsbezug hat, sind hier Präsens, Präteritum und Perfekt möglich. An einer Stelle ist sogar das Futur 1 erlaubt. Dies sollte aber nur sparsam eingesetzt werden.

Beispiele

  • Der Versuch unter Zuhilfenahme der Methode Y hat ergeben, dass das prognostizierte Ergebnis eingetreten ist.
    Perfekt
  • Die Methoden veränderten sich während der Analyse nicht.
    Präteritum
  • Daraus lässt sich schließen, dass das Verfahren funktioniert.
    Präsens

Das Futur 1 kann nur bei Prognosen oder bei Vorschlägen für weitere Forschungsfelder verwendet werden. Ansonsten wird diese Zeitform in wissenschaftlichen Arbeiten nicht verwendet. Es ist von seiner Natur her grundsätzlich spekulativ. Das macht es für die allgemeine Formulierung einer wissenschaftlichen Arbeit unbrauchbar.

Beispiel

  • Eine Veränderung der Parameter außerhalb der beschriebenen Grenzen könnte zu weiteren, interessanten Ergebnissen führen.
    Futur 1

Wissenschaftliche Arbeiten: Zeitform vermeiden

Bei der Erstellung wissenschaftlicher Arbeiten lauern grundsätzlich zwei Gefahren:

  1. Übermäßige Übertragung von gesicherten Erkenntnissen auf neue Bedingungen.
  2. Spekulative Entwicklungen ohne wissenschaftlichen Beleg.

Beide Gefahren haben Zeitformen, mit denen sie sich formulieren lassen.

Beispiel

Falsch: Es ist davon auszugehen, dass die Ergebnisse auch bei Veränderung der Parameter die Gleichen bleiben.

Diese Formulierung ist für eine wissenschaftliche Arbeit allgemein zu stark. Sie sollte gut begründet sein. Ist das nicht möglich oder leicht anfechtbar, sollte sie durch die Anpassung der Zeitform korrigiert werden.

Richtig: Es könnte daher sein, dass eine Veränderung der Parameter zu den gleichen Ergebnissen führen wird.
Futur 1 und Konjunktiv

Wenn die Überprüfung dieser These kein Teil der Forschungsarbeit ist, wirkt sie hier sehr spekulativ. Konjunktive sind zulässig, um eine Fragestellung zu erörtern. Dann müssen sie aber auch in der Arbeit aufgelöst werden. Diese Zeitform kann in wissenschaftlichen Arbeiten nur für die Formulierung des Ausblicks verwendet werden.

Zeitformen in wissenschaftlichen Arbeiten: Sonderfall historisches Präsens

Das historische Präsens ist die Formulierung eines Ereignisses aus der Vergangenheit in der Gegenwartsform. Es ist ein rhetorisches Stilmittel, welches eine verstärkende Wirkung hat. Das rhetorische Präsens dient dazu, den Ablauf eines historischen Ereignisses authentischer zu machen. Zum Einsatz des Stilmittels gehört die genaue Zeitangabe.

Beispiel

Richtig: Deutschland greift die Sowjetunion am 22. Juni 1941 an.
historisches Präsens

Die Verwendung dieser Zeitform in wissenschaftlichen Arbeiten ist grammatikalisch und wissenschaftlich korrekt, allerdings musst du darauf achten, dass du einheitlich in deiner wissenschaftlichen Arbeit schreibst.

Falsch: Deutschland greift die Sowjetunion am 22. Juni 1941 an. Die Deutschen verwendeten für ihren Angriff vor allem Fußsoldaten, von denen viele starben. Am 3. September 1941 ziehen sich die Deutschen zurück.
historisches Präsens und Präteritum vermischt

Wissenschaftliche Arbeit: Einheitliche Zeitformen

Du darfst Zeitformen in wissenschaftlichen Arbeiten nicht ständig wechseln. Beachte, dass du zwar manchmal die Möglichkeit hast, bestimmte Abschnitte in verschiedenen Zeitformen zu formulieren, aber du musst dann auch in diesem Zusammenhang bei dieser Zeitform bleiben. Das gilt nicht nur für das historische Präsens.

Du kannst die Beschreibung deines Forschungsaufbaus nicht im Präsens beginnen und zwischendurch immer wieder das Perfekt verwenden. Generell solltest du bei der Formulierung eines thematischen Zusammenhangs eine Zeitform in der wissenschaftlichen Arbeit wählen und diese beibehalten.

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Häufig gestellte Fragen

Die Zeitform hängt von dem Teil ab, welcher gerade geschrieben wird. Eine wissenschaftliche Arbeit wird überwiegend im Präsens geschrieben. Für manche Teile gibt es aber gute Gründe, eine andere Zeitform zu wählen.

Der Konjunktiv sollte so sparsam wie möglich eingesetzt werden. Er wirkt spekulativ und hat wenig Aussagekraft. Ein sinnvoller Einsatz wären Vorschläge für weitere Forschungsfelder.

Es gibt für jeden Teil einer wissenschaftlichen Arbeit die passende Zeitform. Das muss nicht immer das Präsens sein.

Eine falsch gewählte Zeitform senkt die Aussagekraft einer wissenschaftlichen Arbeit ab. Sie führt zu Nachfragen, die in der Verteidigung gut begründet werden müssen.

Um eine wissenschaftliche Arbeit alleine durch die falsch gewählte Zeitform scheitern zu lassen, müssen schon sehr grobe Fehler vorhanden sein. Jedoch können Fehler dieser Art die Arbeit insgesamt, um ein bis zwei Noten verschlechtern.

Quellen

1 Gleissner, Mona: Zeitformen in wissenschaftlichen Arbeiten, in: mona-gleissner.com, 12.07.2019, [online] https://mona-gleissner.com/2019/07/12/zeitformen-in-wissenschaftlichen-arbeiten/#:~:text=Fazit%3A%20Pr%C3%A4sens%20und%20Futur,Futur%20(Zukunft)%20verwendet%20werden  (zuletzt abgerufen am 08.01.2023)