Ein Stilmittel der Sprache ist die Personifikation. Diese schreibt nicht-menschlichen Objekten oder Tieren menschliche Eigenschaften zu. Dadurch können komplexe Emotionen und Ideen vereinfacht dargestellt werden und der Text gewinnt an ästhetischer Schönheit durch den Einsatz der figurativen Sprache. In diesem Beitrag erfährst du, woran du eine Vermenschlichung erkennst, welche unterschiedliche Wirkungen sie hat und wo sie eingesetzt werden kann.
Definition: Personifikation
Eine Personifikation ist eine literarische Stilfigur, die unbelebten Objekten, Tieren oder abstrakten Begriffen menschliche Verhaltensweisen, Eigenschaften oder Fähigkeiten zuschreibt. Dazu gehören einfache menschliche Handlungen und Gefühle, aber auch Sprache und komplexes menschliches Denken. Durch die Vermenschlichung werden nicht-menschliche Aspekte verständlicher und häufig auch emotional ansprechender dargestellt.
Besonders hilfreich ist die Vermenschlichung beim Ausrücken von komplexen Ideen und Emotionen, weil diese Ideen in eine vertrautere Form übertragen werden. Die Vermenschlichung wird in der bildenden Kunst, in der Literatur, in der Alltagssprache und in der Werbung angewandt, aber auch in vielen Mythen ist die Personifikation von Naturgewalten üblich.
In den obigen Beispielen werden den drei nicht-menschlichen Objekten „Sonne“, „Wind“ und „Wellen“ menschliche Fähigkeiten zugewiesen. Dabei geht es vorwiegend um das Vermitteln von Emotionen, denn die Vorstellung, dass die Sonne vom Himmel herablacht, vermittelt positivere Emotionen als die Formulierung „Die Sonne strahlte vom Himmel herab“.
Tropen
In der Rhetorik werden unter dem Begriff „Tropen“ bestimmte Arten von sprachlichen Mitteln und rhetorischen Mitteln verstanden, die Wörter oder Phrasen von ihrer wörtlichen Bedeutung in einen übertragenen, bildlichen Sinn abwandeln. Diese Tropen sind ein Schlüsselelement von stilistischen und poetischen Ausdrucksformen, zu denen unter anderem auch die Metapher und die Personifikation zählen.
Für die Sprache sind Tropen signifikant, weil sie diese bereichern und unsere Vorstellungskraft anregen, womit sie zu einer ausdrucksstarken und künstlerischen Gestaltung der Sprache beitragen. Vor allem in der Literatur, Poesie und im künstlerischen Ausdruck erlauben Tropen in der Sprache eine tiefere Ebene der Bedeutung und komplexere Interpretationen.
Arten
Es gibt verschiedene Arten der Personifikation als Stilmittel, die davon abhängig sind, wie und in welchem Ausmaß menschliche Eigenschaften, Fähigkeiten oder Handlungen auf nicht-menschliche Objekte übertragen werden. Durch die verschiedenen Arten der Vermenschlichung wird es Autoren und Künstlern ermöglicht, Emotionen und Gedanken auf kreative Weise auszudrücken, indem sie die Grenze zwischen dem Menschlichen und Nicht-Menschlichen so weit verwischen können, wie sie wollen.
- Handlungsbezogene Personifikation: Objekte oder Tiere können menschliche Handlungen ausführen.
- Emotionale Personifikation: Nicht-menschlichen Objekten werden menschliche Gefühle zugeschrieben.
Die handlungsbezogene und die emotionale Personifikation stellen die beiden häufigsten Arten der Personifikation dar. Dennoch existieren auch weitere Formen, die im Folgenden kurz vorgestellt werden:
- Erweiterte Personifikation: Die Vermenschlichung wird über einen längeren Abschnitt oder über den gesamten Text beibehalten, indem einem Objekt anstelle einer flüchtigen menschlichen Eigenschaft mehrere menschliche Charakteristiken zugeschrieben werden.
- Partielle Personifikation: Diese Art schreibt nicht-menschlichen Objekten nur einzelne oder begrenzte menschliche Eigenschaften oder Handlungen zu, wodurch sie besonders gut Stimmungen und Atmosphären hervorhebt. Oft wird diese Art in der Poesie und in anderen Formen der bildlichen Sprache verwendet.
- Anthropomorphisierung: Bei dieser Art findet eine vollständige Vermenschlichung statt, indem nicht-menschliche Objekte genau so handeln, sprechen, fühlen und denken wie Menschen. Diese Art kommt häufig in Fabeln, Märchen und fiktionalen Texten vor, da sie meist tiefgründige und komplexe Themen vermitteln.
Wirkung
Die Vermenschlichung kann als kraftvolles literarisches Mittel sowohl in der geschriebenen als auch in der gesprochenen Sprache viele Wirkungen erzielen. Die Wirkung der jeweiligen Vermenschlichung hängt dabei vom Kontext, dem Genre und der Intention des Autors ab. Durch die vielen verschiedenen Wirkungen können Geschichten lebendiger werden, Gedichte eine tiefere Bedeutung erreichen oder Aspekte nachdrücklich in der Alltagssprache vermittelt werden. Zu den Wirkungen gehört einmal die emotionale Verbindung, durch die das Publikum empathisch reagieren kann. Weitere nützliche Wirkungen sind die Veranschaulichung abstrakter Konzepte in einem vertrauteren Kontext und die Erzeugung von Bildhaftigkeit, wodurch der Text anschaulicher wird und an Tiefe gewinnt.
Durch die Vermenschlichung können bestimmte Aspekte oder Eigenschaften der Objekte hervorgehoben werden, wodurch die Aufmerksamkeit auf diese gelenkt wird. Indem die Vermenschlichung die Vorstellungskraft des Lesers, durch eine ungewöhnliche Perspektive herausfordert, werden die Kreativität und Fantasie des Publikums gesteigert. Eine weitere Wirkung ist der ästhetische Effekt beziehungsweise die ästhetische Schönheit des Textes, die durch eine reiche, figurative Sprache gewonnen wird. In manchen Fällen kann auch eine ironische oder humorvolle Wirkung erzeugt werden, zum Beispiel wenn die Vermenschlichung in einem spielerischen Kontext vorkommt.
Verwendung
Die Personifikation als Stilmittel kann in vielen Bereichen eingesetzt werden, wobei sie jeweils unterschiedliche Funktionen erfüllt und verschiedene Effekte erzielt. Durch ihre verschiedenen Wirkungen ist sie ein beliebtes Werkzeug in vielen verschiedenen künstlerischen Disziplinen, wie zum Beispiel in der Kunst oder im Film. Auch in der Musik und in der Pädagogik werden Vermenschlichungen verwendet. Am häufigsten wirst du dieses Stilmittel in Kinderbüchern und Märchen finden, da Kindern durch abstrakte Begriffe komplexe Themen vermittelt werden können.
Um Produkte sympathischer darzustellen, werden auch in der Werbe- und Marketingbranche Vermenschlichungen eingesetzt. In vielen Mythen und religiösen Texten ist die Personifikation von Naturgewalten oder anderen natürlichen Phänomenen verwendet, um moralische, ethische oder spirituelle Lehren zu vermitteln.
Vermenschlichung im Alltag
Im Alltag ist die Personifikation als Stilmittel oft so subtil, dass wir sie gar nicht wahrnehmen. Sie dient dazu, nicht-menschliche Objekte lebhafter und greifbarer zu gestalten und sie erleichtert die Kommunikation, indem sie komplexe Dinge simpel ausdrückt. Zum Beispiel in Redewendungen, wie „die Zeit heilt alle Wunden“. Bei dieser Redewendung wird der Zeit eine heilende Fähigkeit zugeschrieben, wie einem bewusst handelnden Wesen oder einem Mensch mit entsprechenden Fähigkeiten.
Vermenschlichung in Märchen und Kindererzählungen
In Märchen wird die Vermenschlichung häufig verwendet, um die magische und fantastische Welt zum Leben zu erwecken, indem das Übernatürliche und Magische als Teil der normalen Welt dargestellt wird.
Auch in modernen Kinderbüchern werden Personifikationen häufig eingesetzt. Dadurch können auch Tiere als Hauptcharaktere auftreten und über dieselben Fähigkeiten verfügen, die Menschen haben. Dieses Schema setzt sich auch in den audiovisuellen Medien fort. Dabei gibt es diverse Kinderfilme, die über offensichtliche Personifikationen verfügen.
Besonders die Art der Anthropomorphisierung (vollständige Vermenschlichung) tritt häufig in Geschichten, Büchern und Filmen für Kinder auf, da somit komplexe Sachverhalte vereinfacht und kindergerecht dargestellt werden können. Somit können Tiere und Objekte, zu denen Kinder eventuell eine bereits starke emotionale Bindung gebildet haben (z. B. Toy Story und Spielzeuge), die Hauptrolle übernehmen, aber dennoch auf dieselbe Art und Weise handeln wie Menschen.
Personifikation vs. Depersonifikation
Das Gegenteil der Personifikation ist die Depersonifikation, welche menschliche Qualitäten von Menschen oder menschlichen Charakteren entfernt und somit Menschen nichtmenschliche Eigenschaften zuschreibt. Beide Stilmittel sind wirkungsvoll, um bestimmte thematische und emotionale Effekte in Texten zu erzeugen.
Aspekt
Personifikation
Depersonifikation
Definition
Nicht-menschlichen Objekten werden menschliche Eigenschaften zugeschrieben.
Entfernung oder Minderung menschlicher Eigenschaften von Menschen oder Charakteren.
Zweck
Erzeugung von Nähe, Empathie und lebendigeren Beschreibungen.
Entfremdung, Entmenschlichung und Kritik an einer entindividualisierten Gesellschaft.
Kommt in der Literatur, Kunst, Werbung, Poesie und in Märchen vor.
Kommt in kritischen Essays, der modernen Kunst und dystopischen Literatur vor.
Wirkung
Warme, zugängliche und fantasievolle Wahrnehmung
Kühle, abstrakte, negative und bedrückende Wahrnehmung
Symbolik
Die Vermenschlichung vermittelt tiefere, versteckte Bedeutungen.
Entmenschlichung wird als Warnung oder Kritik an gesellschaftlichen Missständen verstanden.
Abgrenzung zu anderen Stilmitteln
Personifikationen, Metaphern und Allegorien sind alle literarische Stilmittel, die eng miteinander verwandt sind. Jedoch unterscheiden sie sich in ihrer Art und Weise, wie sie Bedeutungen und Ideen vermitteln. Trotzdem sind sie miteinander verflochten und ergänzen sich, um literarischen und künstlerischen Ausdrucksformen Tiefe, Mehrdeutigkeit und Ausdruckskraft zu verleihen.
Metapher
Sowohl die Metapher, als auch die Vermenschlichung verwenden eine Form der Übertragung, indem sie die Qualitäten und Eigenschaften von einem Bereich auf einen anderen Bereich übertragen. Der Unterschied zwischen Personifikation und Metapher liegt in ihrer Spezifität, denn während Metaphern eine breitere Form der bildlichen Sprache sind, ist die Vermenschlichung spezifischer, weil sie nur die Vermenschlichung überträgt. Deshalb kann die Personifikation als Sonderform der Metapher betrachtet werden, bei der die typischen Eigenschaften von Menschen metaphorisch auf ein nicht-menschliches Objekt angewandt werden.
Allegorie
Eine Allegorie ist eine erweiterte Metapher und ein komplexes Erzählmittel, bei der Personen, Objekte oder Handlungen symbolisch verwendet werden, um abstrakte Ideen, moralische Qualitäten oder philosophische Konzepte darzustellen. Häufig vermittelt eine Allegorie eine zweite, tiefere Bedeutung oder eine bestimmte Botschaft oder Lehre. In vielen Allegorien wird eine Vermenschlichung eingesetzt, um zum Beispiel eine Tugend in Form eines personifizierten Charakters zu repräsentieren. Während Vermenschlichungen häufig auf Aussagen beschränkt sind, sind Allegorien komplexer und umfassender, da sie sogar ganze Geschichten oder Texte strukturieren können.
Häufig gestellte Fragen
Unter einer Personifikation wird ein Stilmittel der Sprache verstanden, welches nicht-menschlichen Objekten menschliche Eigenschaften zuschreibt, damit diese anschaulicher und lebendiger dargestellt werden können. So werden in Märchen häufig Tiere personifiziert, um ihnen menschliche Eigenschaften und Fähigkeiten zu verleihen.
Ein bekanntes Beispiel liefert Joseph von Eichendorff in seinem Gedicht „Mondnacht“: „Es war, als hätt‘ der Himmel Die Erde still geküsst, Dass sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müsst.“ Hier werden der Himmel und die Erde personifiziert, indem ihnen menschliche Handlungen zugeschrieben werden.
Die beiden Stilmittel unterschieden sich in ihren verwendeten Vergleichen. Während eine Metapher Begriffe und ihre übertragenen Sinne nutzt, um die Ähnlichkeit zwischen zwei verschiedenen Dingen zu beschreiben, ist die Vermenschlichung eine spezielle Art der Metapher, die nicht-menschlichen Objekten menschliche Emotionen und menschliches Verhalten zuschreibt.
Bei einer Vermenschlichung werden nicht-menschlichen Objekten oder Tieren menschliche Eigenschaften, Emotionen oder Verhaltensweisen zugeordnet. Du erkennst sie also daran, wenn zum Beispiel ein Tiger sprechen kann.