Ein Neologismus bezeichnet die Schaffung und Verwendung eines neuen Wortes oder einer neuen Wortkombination, die zuvor in einer Sprache nicht existierte. Dieses Stilmittel erfreut sich in der Literatur, aber auch in der Alltagssprache großer Beliebtheit, da es dazu dient, innovative Konzepte oder Emotionen auszudrücken, die mit existierenden Begriffen nicht oder nur unzureichend beschrieben werden können.
Definition: Neologismus
Der Begriff „Neologismus“, vom griechischen „neos“ (neu) und „logos“ (Wort), bezeichnet die Schaffung und Verwendung eines neuen Wortes oder einer neuen Wortkombination. Oftmals wird dieser Begriff auch mit dem Begriff „Wortneuschöpfung“ gleichgesetzt. Durch die große Freiheit, die mit der Erfindung neuer Begrifflichkeiten einhergeht, wird der Neologismus sowohl in geschriebenen Texten, als sprachliches Mittel, als auch in der verbalen Kommunikation, als rhetorisches Mittel, eingesetzt.
Merke: Ein neues Wort muss zunächst akzeptiert und verwendet werden, bevor die Neuschöpfung als Neologismus zählt. Das schlichte Verwenden von neuen Worten, deren Bedeutung für die Allgemeinheit unverständlich ist, wird im Regelfall nicht als Neologismus bezeichnet. Ein neu entstehendes Wort wird erst durch seine Verbreitung und Verwendung zu einem Neologismus.
Aufgrund der großen Beliebtheit in Literatur und Alltagssprache spiegelt das Stilmittel den ständigen Wandel von Sprache und Kultur wider. Dies ist vornehmlich durch Wortneuschöpfungen in der Jugendsprache, die einem kontinuierlichen Wandel unterliegt, zu erkennen.
Neologismus vs. Okkasionalismus
Wie bereits zuvor angemerkt, gilt eine Wortneuschöpfung nicht direkt als Neologismus. Einmalige Wortneuschöpfungen, die häufig in Nachrichten auftreten, um einmalige Events zu beschreiben, werden generell nicht als Neologismen bezeichnet. Solche Begriffe werden als Okkasionalismus bezeichnet.
Ein Okkasionalismus ist eine Wortbildung, die für einen spezifischen Anlass oder Kontext geschaffen wird und außerhalb dieses Kontextes üblicherweise nicht verwendet wird. Okkasionalismen sind oft spontane Neuschöpfungen, die entstehen, um eine einmalige Situation, ein einzigartiges Phänomen oder eine spezielle Idee zu beschreiben, die nicht durch existierende Wörter im Sprachgebrauch abgedeckt werden. Sie sind in der Regel nur für die Dauer des spezifischen Kontextes, in dem sie verwendet werden, relevant und werden oft nicht in den allgemeinen Sprachgebrauch übernommen.
Allerdings kann der Okkasionalismus auch als Vorstufe des Neologismus betrachtet werden, denn jede Wortneuschöpfung, die bisher nicht als Neologismus anerkannt ist, gilt bis zu diesem Zeitpunkt als Okkasionalismus. Eine genaue Abgrenzung zwischen Neologismen und Okkasionalismen existiert hierbei nicht.
Beispiele
Neologismen sind vielfältig und spiegeln häufig aktuelle gesellschaftliche oder technologische Trends wider.
Arten
Es existieren verschiedene Arten von Neologismen. Dabei müssen Wörter nicht neu erfunden werden, um als Neuschöpfung anerkannt zu werden. Auch Wortzusammensetzungen aus zwei bereits existierenden Begriffen, die zuvor nicht kombiniert wurden, zählen als Neologismus. Alle Arten des Stilmittels findest du im Folgenden:
- Neuwörter/Wortneuschöpfungen
Die bekannteste Art des Stilmittels ist die Neuschöpfung von Wörtern, die vorher in keiner Weise in der Sprache existiert haben.
- Neubedeutungen
Eine weitere Art ist die Neubedeutung oder Bedeutungserweiterung. Hierbei erhalten Wörter eine zweite, neue Bedeutung neben ihrer ursprünglichen Bedeutung. Die ursprüngliche Bedeutung bleibt erhalten.
- Neue Wortkombination
Eine Art der Wortneuschöpfung, die auf das Erfinden neuer Wörter verzichtet, ist die Verbindung ursprünglich alleinstehender Wörter, die zuvor nicht kombiniert wurden. Dabei werden alleinstehende Wörter miteinander kombiniert, um als Komposition ein neues Wort mit einer neuen Bedeutung darzustellen.
- Verschmelzung von Begriffen
Ähnlich der Wortkombination funktioniert auch die Verschmelzung von Begriffen. Hierbei verschmelzen zwei Wörter zu einem neuen Begriff durch das Weglassen bestimmter Teile.
- Akronyme
Akronyme sind Abkürzungen, die aus den Anfangsbuchstaben der zu repräsentierenden Wortgruppe bestehen und oft aus Gründen der Spracheffizienz verwendet werden. Wenn sie sich in der Alltagssprache festsetzen, werden sie als Neologismen betrachtet.
- Derivation
Bei der Derivation wird ein neuer Begriff erschaffen, indem ein bestehendes Wort durch das Anhängen eines Präfixes oder Affixes modifiziert wird.
Wirkung
Wortneuschöpfungen erzielen in der Literatur und im Alltag oft eine besondere Wirkung:
Beschreibung neuer Phänomene und Technologien
Einer der markantesten Aspekte von Neologismen ist ihre Fähigkeit, neue Phänomene, Technologien oder kulturelle Bewegungen treffend zu beschreiben, oft bevor diese vollständig verstanden oder akzeptiert sind.
Vor allem in der digitalen Welt treten Trends immer häufiger und schneller auf und Neologismen bieten eine Möglichkeit, um diese Neuerscheinungen zu bezeichnen.
Bevor diese Wörter eingeführt wurden, gab es keine klaren, knappen Bezeichnungen für diese neu auftretenden Phänomene. Dies bedeutet nicht, dass es im aktuellen Sprachgebrauch keine entsprechende Bezeichnung gibt, allerdings kann ein prägnantes, neues Wort helfen, ein Bewusstsein und Verständnis für Neues zu schaffen, indem das entsprechende Wort es greifbar und benennbar macht.
Tiefe und Einzigartigkeit
In der Literatur können Neologismen für die Einzigartigkeit von Werken und den darin erschaffenen Welten sorgen und diesen somit eine gewisse Tiefe verleihen.
Erzeugung gesellschaftlicher Relevanz
Eine weitere bedeutende Funktion von Neologismen ist ihre tiefgreifende gesellschaftliche Wirkung. Einige Wortneuschöpfungen können die Art und Weise verändern, wie Menschen über bestimmte Themen denken.
Neologismen in Medien und Gesellschaft
Neologismen sind in nahezu allen Bereichen des Lebens vorzufinden. Im Folgenden findest du verschiedene Bereiche und dazugehörige bekannte Beispiele für Neologismen.
Politik und Gesellschaft
In Politik und Gesellschaft spielen Neologismen eine zentrale Rolle bei der Prägung und Veränderung des öffentlichen Diskurses. Sie ermöglichen es, neue soziale, politische oder kulturelle Phänomene präzise zu beschreiben. Politiker nutzen Wortneuschöpfungen häufig, um ihre Agenda zu fördern, bestimmte Themen ins Rampenlicht zu rücken oder bestimmte Gruppen anzusprechen. In der Gesellschaft können neue Bezeichnungen Trends widerspiegeln, gemeinsame Erfahrungen artikulieren oder zur Bildung von Identitäten beitragen. Da sie oft emotionale oder wertende Konnotationen tragen, können Neologismen sowohl Einigkeit als auch Spaltungen in der öffentlichen Meinung fördern. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, sich ihrer Macht bewusst zu sein und sie in ihrem Kontext zu verstehen.
Werbung und Medien
Neologismen sind in Werbung und Medien sehr geläufig, da sie helfen, Produkte und Dienstleistungen hervorzuheben und im Gedächtnis der Konsumenten zu verankern. Begriffe wie „Unboxing“ haben neue Formen von Produktbewertungen definiert, während „Retina-Display“ von Apple eine besondere Bildqualität suggeriert. Durch ihre prägnante und einprägsame Natur können Neologismen in der Werbekommunikation den Unterschied zwischen einer flüchtigen und einer kaufanregenden Botschaft ausmachen.
Jugendsprache
Neologismen sind in der Jugendsprache ein weitverbreitetes Phänomen. Durch die schnelle Evolution der Jugendsprache entstehen ständig neue Begriffe, die spezifische Emotionen, Aktivitäten oder Trends unter Jugendlichen beschreiben. Diese Begriffe dienen oft als Identitätsmarker einer Generation und ermöglichen es Jugendlichen, sich von älteren Generationen abzugrenzen.
Gleichzeitig sind Wortneuschöpfungen in der Jugendsprache flüchtig und können schnell wieder aus der Mode kommen, was die ständige Dynamik und Erneuerung der Kommunikation unterstreicht.
Analyse von Neologismen
Bei der Textanalyse sollte man beim Umgang mit dem Begriff „Neologismus“ behutsam sein. Der Hauptgrund dafür ist die zeitliche Veränderlichkeit der Sprache. Was zu einem bestimmten Zeitpunkt als Neologismus gilt, kann zu einem späteren Zeitpunkt als gängiger Begriff aus dem alltäglichen Sprachgebrauch betrachtet werden.
Veraltete Neologismen
Wichtig zu beachten ist bei der Beschreibung von Neologismen auch die zeitliche Entwicklung. Wird ein neues Wort offiziell anerkannt und sowohl in die alltägliche Sprache als auch in allgemeinsprachliche Wörterbücher aufgenommen, kommt es häufig dazu, dass der Begriff ein eigenständiges Wort wird, welches keine tiefere Bedeutung mehr vermittelt. Hierbei spricht man auch von veralteten Neologismen.
Bei all diesen Begriffen kann man von veralteten Neologismen sprechen, da diese bereits als anerkannte und weitverbreitete Begriffe etabliert sind und somit nicht mehr als Wortneuschöpfung angesehen werden.
Neologismus vs. Archaismus
Das Gegenstück einer Wortneuschöpfung ist ein veraltetes Wort, welches zwar sowohl ein anerkannter deutscher Begriff ist als auch in einem aktuellen Wörterbuch zu finden ist, aber in der alltäglichen Sprache immer weniger verwendet wird. Ein solches Wort und dessen Verwendung bezeichnet man als Archaismus. Zumeist handelt es sich hierbei um gültige Begriffe, die durch eine bevorzugte, ersetzende Bezeichnung verdrängt wurden, wodurch diese Begriffe zunehmend aus der lebenden Sprache verschwinden.
Der Archaismus steht metaphorisch am anderen Ende der Lebensspanne eines Wortes. Der Neologismus beschreibt die Entstehung eines Wortes und die Integration in den alltäglichen Sprachgebrauch, während der Archaismus das zunehmende Verschwinden eines Wortes aus dem Sprachgebrauch beschreibt.
Häufig gestellte Fragen
Ein Neologismus ist eine Wortneuschöpfung, die neu in den Wortschatz einer Sprache eingeführt wird. Er entsteht oft, um neue Konzepte, Ideen oder Phänomene zu beschreiben, die zuvor noch nicht bezeichnet wurden.
Ein Beispiel für einen Neologismus ist das Wort „Brunch“ (eine Kombination aus „breakfast“ und „lunch“), entstanden aus der Verschmelzung zweier englischer Begriffe, jetzt ein Begriff der deutschen Sprache. Oder „Selfie“, das ein neues soziales Phänomen beschreibt. In der Literatur hat J.R.R. Tolkien mit „Hobbit“ einen Begriff geschaffen, der zu einem weltweit bekannten Synonym für eine fiktive Rasse wurde.
Neologismen können Aufmerksamkeit erregen und das Interesse des Lesers oder Zuhörers wecken, indem sie eine neue oder ungewöhnliche Bezeichnung für ein Konzept bieten. Gleichzeitig kann er komplexe Ideen vereinfachen oder bestehenden Begriffen neue Bedeutungen und Nuancen verleihen.