Manche Stilmittel sind in der deutschen Sprache allgegenwärtig und werden häufig nicht mehr als klassische Stilmittel aufgefasst. Eine Hypotaxe kann beispielsweise als rhetorisches Mittel und sprachliches Mittel auftreten und ist weitverbreitet sowohl in der geschriebenen als auch in der gesprochenen Sprache, denn es handelt sich dabei um die hierarchische Struktur von Haupt- und Nebensätzen. Alles, was du zum Thema der Hypotaxe wissen musst, erfährst du im folgenden Beitrag.
Definition: Hypotaxe
Der Begriff „Hypotaxe“ stammt von den altgriechischen Wörtern „hypó“, was so viel wie „unter“, und „táxis“, was sich mit „Ordnung“ übersetzen lässt, ab. Zusammengesetzt bedeutet es also „Unterordnung“. Diese Ordnung bezieht sich hier auf das Verhältnis zwischen Haupt- und Nebensätzen.
Bei einer Hypotaxe handelt es sich um eine Satzstruktur, bei der Nebensätze in den Hauptsatz eingebettet sind, um zusätzliche Informationen, Erklärungen oder Details zu liefern. Diese komplexe Satzstruktur ermöglicht es, Informationen detailliert und differenziert darzustellen, indem sie verschiedene Ebenen der Informationen und Bedeutung miteinander verknüpft.
Der Nebensatz wird durch ein Komma abgetrennt und ist abhängig vom übergeordneten Hauptsatz.
Merke: Die Hypotaxe bezieht sich nicht auf einen Satz, sondern einen Text. Erst bei dem Auftreten mehrerer hypotaktischer Sätze spricht man von dem Stilmittel „Hypotaxe“.
Anmerkung: Die Beispiele in diesem Beitrag dienen somit lediglich einer vereinfachten Darstellung.
Wirkung
Wie bei den meisten Stilmitteln ist es auch bei der Hypotaxe schwierig, ihr eine eindeutige Wirkung zuzuschreiben. Hypotaktische Satzbauten finden meist Verwendung, wenn ein komplexeres Thema erklärt werden soll.
Die Nebensätze bringen zusätzliche Informationen und erläutern die Aussagen des Hauptsatzes detaillierter. Daher findet man dieses Stilmittel häufig in informativen und erklärenden Textsorten wie wissenschaftlichen Texten, Fachzeitschriften oder Lexikonartikeln.
Auch in der Literatur wird die Hypotaxe verwendet, um beispielsweise die Umgebungen oder Handlungen detaillierter zu beschreiben.
Eine weitere Funktion ist die Erzeugung von Spannung durch das Hinauszögern der Hauptaussage, was Autoren gezielt einsetzen können.
Zudem gestalten hypotaktische Strukturen den Rhythmus eines Textes, indem sie für abwechslungsreiche Satzstrukturen sorgen.
Zusammengefasst hat die Hypotaxe folgende Wirkungen:
- Zusätzliche Informationen
- Komplexität und Tiefe
- Erzeugung von Spannung
- Schaffen von Abwechslung
- Hervorheben von Kausalität und Abhängigkeit
Wichtig ist, dass man erst bei dem Auftreten von mehreren Hypotaxen in einem Text, von der Hypotaxe als Stilmittel spricht.
Hypotaxe erkennen
Um das Stilmittel der Hypotaxe zu erkennen, ist es zunächst wichtig, Haupt- und Nebensätze unterscheiden zu können. Der größte Unterschied liegt im konjugierten Verb, das im Hauptsatz an erster oder zweiter Position steht, während es im Nebensatz immer am Ende steht.
Nebensätze sind oft durch Konjunktionen wie „dass“, „nachdem“ oder „weil“ und ein Komma von dem Hauptsatz getrennt. Auch Relativpronomen leiten Nebensätze ein. Wichtig ist, dass der Nebensatz vom Hauptsatz abhängig ist.
Bei der Analyse von Texten ist zu beachten, dass Haupt- und Nebensatzkonstruktionen nicht direkt auf einen hypotaktischen Satzbau oder Stil hinweisen. Erst wenn mehrere solche Sätze im Text vorhanden sind, spricht man von einer Hypotaxe.
Konjunktionen
Konjunktionen spielen eine essenzielle Rolle beim Stilmittel der Hypotaxe, denn diese Bindewörter sind die Verbindung zwischen Haupt- und Nebensatz.
Im Allgemeinen werden Konjunktionen in nebenordnende und unterordnende Konjunktionen unterschieden. Alles Weitere zum Thema findest du hier:
Beispiele
Hypotaxen gibt es in vielen literarischen Gattungen. Im Anschluss findest du Beispiele aus verschiedenen Bereichen, wobei die Funktion genauer analysiert wird.
Literatur
Die Hypotaxe besteht aus einem Hauptsatz, einem Nebensatz und einem Relativsatz, der in den Nebensatz eingeschoben ist.
- Hauptsatz (1. Ebene): „Er hatte sich geschworen, nie zurückzukehren,“
- Nebensatz (2. Ebene): „da die Stadt, (…) ihm nur noch die Erinnerungen an Schmerz und Verlust brachte“
- Relativsatz (3. Ebene): „die einst seine Heimat gewesen war,“
Der Nebensatz liefert eine weiterführende Erklärung für die Aussage des Hauptsatzes und erklärt, warum er nie zurückkehren wollte. Der Relativsatz kann hierbei auch als ein Nebensatz auf zweiter Ebene angesehen werden und liefert weitere Informationen zum Nebensatz. Mit dem Relativsatz wird der Begriff „Stadt“ aus dem Nebensatz näher erklärt.
Drama
Die Hypotaxe besteht hier erneut aus einem Hauptsatz, einem Nebensatz und einem Relativsatz. Allerdings bezieht sich der Relativsatz auf den Hauptsatz und beschreibt die emotionale Situation des Prinzen genauer.
- Hauptsatz (1. Ebene): „schwieg der Prinz,“
- Nebensatz (2. Ebene): „Während der Verräter in Ketten vor ihm kniete und die Menge nach Rache schrie,“
- Relativsatz (3. Ebene): „dessen Herz zerrissen war“
Der Nebensatz liefert einerseits einen Zusammenhang für den Hauptsatz und andererseits dient der Nebensatz als Zeitangabe, zu welchem Zeitpunkt die Situation stattfindet. Der Fokus des Satzes liegt im Hauptsatz auf dem Schweigen des Prinzen, dessen Emotionen durch den Relativsatz dargestellt werden.
Wissenschaftliche Texte
Die Hypotaxe besteht aus einem übergeordneten Hauptsatz und einem untergeordneten Nebensatz, verbunden durch die Konjunktion „da“.
- Hauptsatz: „Die verbesserte Wirksamkeit der neu entwickelten Therapie konnte bewiesen werden,“
- Nebensatz: „da die Ergebnisse der Studie eine signifikante Verbesserung der Bedingungen darlegen“
Der Hauptsatz liefert die Aussage des Satzes, während der Nebensatz weitere Informationen und eine Begründung der Aussage liefert.
Alltagssprache
Die Hypotaxe besteht auch in diesem Beispiel aus einem Hauptsatz und einem Nebensatz.
- Hauptsatz: „Ich kann erst morgen vorbeikommen,“
- Nebensatz: „weil ich heute noch zu viel zu tun habe“
Der Hauptsatz liefert die Aussage des Satzes, während der Nebensatz die Begründung darlegt. So kann die Hypotaxe auch in der Alltags- oder Umgangssprache häufig vorgefunden werden.
Rechtstexte
Die Hypotaxe hierbei besteht aus einem Hauptsatz, einem Nebensatz und einem weiteren Nebensatz.
- Hauptsatz (1. Ebene): „Der Verkäufer ist verpflichtet, die Ware auszutauschen oder zu reparieren,“
- Nebensatz (2. Ebene): „sofern der Käufer innerhalb von 14 Tagen schriftlich mitteilt,“
- Nebensatz (3. Ebene): „dass Mängel vorliegen“
Der Nebensatz der zweiten Ebene gibt die Bedingung für die Aussage des Hauptsatzes, während der Nebensatz der dritten Ebene den Inhalt der Bedingung des Nebensatzes auf zweiter Ebene gibt.
Anhand der Beispiele kannst du erkennen, dass die Hypotaxe oder der hypotaktische Satzbau in diversen Bereichen auftritt. Sowohl in sachlichen wissenschaftlichen Texten als auch in informellen Gesprächen ermöglicht die Hypotaxe, das lebendige Gestalten von Satzbauten und das verknüpfen von Sätzen.
Übungsaufgaben
Teste jetzt dein Wissen zum Thema „Hypotaxe“ mit den folgenden Übungsaufgaben:
Hypotaxe und Parataxe
Das Gegenstück zur Hypotaxe ist die Parataxe. Hier werden keine Satzgefüge, sondern Hauptsätze gleichrangig aneinandergereiht. Diese werden oft durch Konjunktionen wie „und“ oder „aber“ verbunden, wodurch ein einfacher, oft rhythmischer Stil entsteht.
Während Hypotaxen durch komplexe Satzstrukturen und eine Einbettung von Nebensätzen in Hauptsätze gekennzeichnet sind, zeichnet sich die Parataxe durch die Verwendung kurzer, gleichrangiger Hauptsätze aus, die klar und direkt Informationen vermitteln.
Parataxen werden häufig in der Alltagssprache und in Erzählungen verwendet, um Einfachheit und Klarheit zu erreichen, während Hypotaxen in wissenschaftlichen und literarischen Texten für detaillierte und nuancierte Beschreibungen sorgen.
Parataxen müssen nicht aus einzelnen Sätzen bestehen, sondern können aus zusammengefügten Hauptsätzen bestehen, die mit einer Konjunktion verknüpft werden.
Häufig gestellte Fragen
Eine Hypotaxe beschreibt die hierarchische Unterordnung von Nebensätzen unter Hauptsätzen innerhalb eines Satzgefüges.
Ein Beispielsatz wäre: „Nachdem er die Unterlagen durchgesehen hatte, stellte er fest, dass einige wichtige Dokumente fehlten, und entschied sich, den Vorgang zu überprüfen, um sicherzustellen, dass nichts übersehen worden war.“
Während die Hypotaxe aneinandergereihte unter- und übergeordnete Satzgefüge bezeichnet, werden bei der Parataxe Hauptsätze gleichrangig aneinandergereiht.
Die Wirkung und Funktion der Hypotaxe liegt darin, komplexe, detaillierte und zusätzliche Informationen darzustellen, indem verschiedene Ebenen von Informationen logisch und hierarchisch miteinander verknüpft werden. Zudem können Spannung und Abwechslung erzeugt und Kausalitäten und Abhängigkeiten hervorgehoben werden.