Epipher – Definition, Verwendung und Wirkung

02.09.24 Alle Stilmittel Lesedauer: 5min

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Eine Epipher ist ein sprachliches Mittel, das eine Wortwiederholung am Ende von aufeinanderfolgenden Sätzen oder Satzteilen beschreibt. Auch als rhetorisches Mittel kann eine Epipher verwendet werden. In dem folgenden Beitrag erfährst du alles über die Definition, findest diverse Beispiele und eine Erklärung der Wirkungen. Außerdem wird das Stilmittel von weiteren Stilmitteln abgegrenzt.

Epipher „einfach erklärt“

Das Epipher ist ein Stilmittel, welches Worte am Ende von Sätzen oder Satzteilen wiederholt.

Definition: Epipher

Eine Epipher, abstammend von dem altgriechischen „epiphorá“, was sich mit „Hinzufügung“ oder „Zugabe“ übersetzen lässt, bezeichnet ein Stilmittel, bei dem am Satzende benachbarter oder aufeinanderfolgender Sätze ein oder mehrere Worte wiederholt werden.

Beispiele

  • Lernen ist der Schlüssel zum Erfolg, Wissen ist der Schlüssel zum Erfolg, Disziplin ist der Schlüssel zum Erfolg.
  • Du musst fleißig sein, um deine Ziele zu erreichen, du musst entschlossen sein, um deine Ziele zu erreichen.

Epiphern erkennt man daran, dass sie durch die Wiederholung eines bestimmten Wortes oder einer Wortgruppe am Satzende die Aussage verstärken und besonders betonen. Diese Wortwiederholungen erzeugen eine rhythmische Struktur und verleihen dem Text eine größere Eindringlichkeit.

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Beispiele

Im Alltag findet das rhetorische Mittel eher selten Verwendung, in Rhetorik und Literatur wird die Epipher häufiger verwendet. Im Folgenden zeigen wir dir ein paar Beispiele.

Beispiel: Redewendung

Ende gut, alles gut.

Die Redewendung nutzt die Epipher, indem das Wort „gut“ am Ende beider Satzteile wiederholt wird. Dadurch wird die Aussage verstärkt, dass am Ende alles gut ausgeht.

Beispiel: Drama

Sir Mortimer, Ihr überrascht mich nicht, erschreckt mich nicht.
(Friedrich Schiller, „Maria Stuart“)

In diesem Beispiel werden die Worte „mich nicht“ am Ende der Satzteile wiederholt, was die Entschlossenheit und Gelassenheit der Figur betont.

Beispiel: Gedicht

Im Wasser wogt die Lilie, die blanke, hin und her,
Doch irrst du, Freund, sobald du sagst, sie schwanke hin und her!
Es wurzelt ja so fest ihr Fuß im tiefen Meeresgrund,
Ihr Haupt nur wiegt ein lieblicher Gedanke hin und her!
(August von Platen, Motto aus Ghaselen)

August von Platen war ein bedeutender Dichter, der zwischen Klassik und Romantik tätig war. Er war ein großer Liebhaber des Stilmittels der Epipher, welches in vielen seiner Gedichte zu finden ist. In dem genannten Beispiel wiederholt sich die Wortgruppe „(anke) hin und her“ am Ende der Sätze, um das Bild der sanften, aber klaren Bewegung der Lilie im Wasser zu verstärken.

Wirkung

Die Epipher wird häufig verwendet, um die Aussagekraft und den Nachdruck eines Textes zu verstärken. Durch die Wiederholung wird das wiederholte Wort besonders hervorgehoben, was die Bedeutung und den emotionalen Gehalt der Passage erhöht. Sie findet Anwendung in verschiedenen literarischen Gattungen sowie in Reden und der Werbung, um Botschaften einprägsamer zu gestalten.

Wir haben die verschiedenen Wirkungen noch einmal in Stichpunkten zusammengefasst:

  • Verstärkung: Die Wiederholung eines Wortes am Satzende hebt dieses besonders hervor und verstärkt die Aussage. Je öfter die Epipher wiederholt wird, desto auffälliger ist sie.
  • Rhythmisierung: Schafft einen rhythmischen Effekt, der den Text flüssiger und einprägsamer macht. Der Leserhythmus kann außerdem beschleunigend oder gleichmäßig wirken.
  • Reim: Kann die emotionale Wirkung einer Aussage erhöhen und den Leser oder Zuhörer stärker ansprechen. Das kommt primär bei Wiederholungen am Versende in Gedichten vor.
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Abgrenzung von anderen Stilmitteln

Die Epipher ähnelt diversen anderen Stilmitteln, primär der Anapher, die eine Wortwiederholung an aufeinanderfolgenden Satzanfängen beschreibt.

Anapher

Das Gegenteil der Epipher ist die Anapher. Die Anapher bezeichnet dabei die Wiederholung eines oder mehrerer Wörter oder Wortgruppen am Anfang aufeinanderfolgender Sätze, Satzteile oder Verszeilen.

Beispiel: Der Erlkönig, Johann Wolfgang, 1782

  • Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
    Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.

Symploke

Die Symploke oder auch Complexio ist die Kombination aus Anapher und Epipher. Sie bezeichnet eine Wiederholung von gleichen Wörtern, jeweils am Anfang und am Ende paralleler Sätze.

Beispiel: Alles geben die Götter, Johann W. von Goethe, 1777

  • Alles geben die Götter, die unendlichen,
    Ihren Lieblingen ganz,
    Alle Freuden, die unendlichen,
    Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.

Anadiplose

Die Anadiplose bezeichnet die Wiederholung des letzten Wortes oder der letzten Wortgruppe eines Satzes am Anfang des folgenden Satzes. Dadurch wird eine starke Verknüpfung zwischen aufeinanderfolgenden Sätzen geschaffen und die Aussagekraft des Textes verstärkt.

Beispiel:

  • Er begann leise zu sprechen. Sprechen, das sich zu einem Flüstern steigerte.

Kyklos

Ein Kyklos ist ein rhetorisches Stilmittel, bei dem ein Satz oder eine Phrase am Anfang und am Ende eines Textes oder eines Textabschnitts wiederholt wird.

Das Stilmittel erzeugt eine abgerundete und geschlossene Struktur und verstärkt die Aussage, indem es die Aufmerksamkeit des Lesers oder Zuhörers auf den wiederholten Abschnitt lenkt. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Kreis“ oder „Ring“.

Beispiel:

  • Geld macht nicht glücklich, doch um das Leben zu genießen, wollen viele nur eins: Geld.

Wissenschaftliches Schreiben

Die Epipher findet im wissenschaftlichen Schreiben eher selten Verwendung, da der Stil meist sachlich, präzise und ohne stilistische Verzierung gehalten ist. Dieses Stilmittel wird vorwiegend zur Betonung von Aussagen und zur Rhythmisierung des Textes verwendet, was in wissenschaftlichen Arbeiten nicht umgesetzt wird. Aufgrund dessen wird die Epipher in der Regel nicht bewusst eingesetzt.

In den seltenen Fällen, in denen sie jedoch genutzt wird, dient sie dazu, bestimmte Begriffe oder Konzepte besonders zu betonen und deren Wichtigkeit hervorzuheben. Die Wiederholung am Ende aufeinanderfolgender Sätze kann dazu beitragen, dass der Leser die Bedeutung eines bestimmten Begriffs oder einer Idee besser erfasst und sich diese besser einprägt.

Beispiel:

  • Die Theorie des sozialen Lernens erklärt nicht nur, wie Verhaltensweisen gelernt werden, sondern auch, wie Normen und Werte gelernt werden.

Solche Wiederholungen finden sich gelegentlich zufällig in einem Text, ohne dass der Autor bewusst eine Epipher gestalten wollte. Insgesamt bleibt die Epipher im wissenschaftlichen Kontext ein seltenes Stilmittel, das jedoch unbeabsichtigt auftreten kann.

Häufig gestellte Fragen

Die Epipher ist ein Stilmittel, das eine Wortwiederholung am Ende von Sätzen oder Satzteilen beschreibt.

Die Epipher beschreibt eine Wortwiederholung am Satzende aufeinanderfolgender Sätze. Die Anapher beschreibt eine Wortwiederholung am Satzanfang aufeinanderfolgender Sätze.

Ein einfaches Beispiel für eine Epipher lautet: Gute Vorbereitung führt zum Erfolg, sorgfältige Planung führt zum Erfolg, konsequentes Lernen führt zum Erfolg.

Die Wirkung der Epipher ist je nach Kontext unterschiedlich. Meist soll sie Themen betonen oder den Text rhythmisieren.