In der deutschen Sprache existieren Worte, genauer gesagt Wortendungen, die alltägliche Begriffe niedlicher erscheinen lassen. Das Diminutiv, ein sprachliches Mittel, verleiht Dingen und Wesen eine zarte, intime oder verniedlichende Note. Nicht umsonst gibt es das folgende Sprichwort: „-chen und -lein machen das Nomen klein“. Was genau damit gemeint ist, welche Wirkung das rhetorische Mittel hat und welche Wörter du bereits kennst, erfährst du im Folgenden.
Definition: Diminutiv
Das Diminutiv, (aus dem Lateinischen „deminuere“ zu Deutsch – verringern) oft als grammatische Verkleinerungsform bezeichnet, ist ein Stilmittel, um Objekte, Tiere oder Personen in einer verkleinerten oder verniedlichenden Weise darzustellen. Er ändert die Grundform eines Wortes, um Zärtlichkeit, Intimität oder eine geringere Größe auszudrücken.
Der Artikel eines Substantivs gibt das grammatische Geschlecht an, d. h. ob ein Nomen feminin, maskulin oder sächlich ist. Das rhetorische Stilmittel ist stets sächlich und erhält den bestimmten Artikel „das“ (ungeachtet von dem Geschlecht der ursprünglichen Form des Substantivs) und gehört zur Gruppe der Wortfiguren.
Achtung: Nicht jedes Substantiv, das auf -chen endet, ist auch eine Verkleinerungsform.
Beispiele: Lachen, Sachen
Bildung
Grundsätzlich lässt sich aus jedem deutschen Wort eine Verkleinerungsform bilden.
- Die Verniedlichungsform bildest du, indem du die Diminutivsuffixe (-chen) und (-lein) an den Wortstamm des Substantivs anhängst.
- Verniedlichungen mit dem Suffix „-lein“ bezeichnen überwiegend Personen, während die mit dem Suffix „-chen“ meistens Tiere beschreiben.
- Alle Diminutive sind neutral und bekommen nach Anpassung einen sächlichen Artikel, unabhängig des ursprünglichen Geschlechts und der ursprünglichen Form des Substantivs.
Im Folgenden findest du eine Tabelle mit einigen Beispielen für Diminutive, darunter auch Formen, die beide Endungen verwenden können:
In einigen Regionen und Dialekten benutzt man stattdessen:
Regeln
Grundsätzlich beschreibt die wichtigste Regel des Diminutivs das Anhängen von Suffixen (-chen, -lein). In manchen Fällen lassen sich beide Endungen verwenden, in anderen Fällen hat sich nur eine der Verkleinerungsformen etabliert. Allerdings musst du beim Bilden einer Verniedlichungsform noch weitere Regeln beachten:
- Stammvokale a/o/u werden zu den entsprechenden Umlaut ä/ö/ü
- Stammlaut „au“ wird zu „äu“
- Wenn der Stammvokal im Nomen e, i, ä, ö, und ü heißt, bleibt er gleich
- Der letzte unbetonte Vokal fällt weg
- Substantive, die bereits eine Verkleinerungsform darstellen, erhalten keine weitere Endung
- Bei „-ch/-che“ verwendet man „-lein“
Wirkung
Das Stilmittel hat verschiedene Wirkungen, welche abhängig von Kontext, Kultur oder der Intention des Sprechers sind. Im Allgemeinen kann die Verniedlichungsform folgende Wirkungen haben:
-
Verniedlichung
Es verleiht Dingen, Tieren oder Personen eine niedliche Konnotation. -
Intimität und Zärtlichkeit
Es kann eine persönliche oder intime Beziehung zum Gegenstand oder einer Person signalisieren. -
Abwertung
Es kann verwendet werden, um Dinge kleiner und unbedeutender zu präsentieren. -
Infantilisierung
Die Verniedlichungsform kann dabei helfen, etwas kindlich oder unschuldig erscheinen zu lassen. -
Humor
Die Verwendung des Diminutivs kann dabei helfen, etwas spielerisch oder ironisch darzustellen.
Verwendung als Stilmittel
Verniedlichungen begegnen uns nicht nur oft im alltäglichen Sprachgebrauch, sondern auch in literarischen Texten (Epik, Lyrik, Dramatik) und Märchen. In der Literatur wird es als rhetorisches Stilmittel verwendet und wird vor allem als Verniedlichung verwendet. Hierzu gibt es zahlreiche Beispiele aus Märchen:
In der Literatur wird das Stilmittel unter anderem hier eingesetzt:
- Verkleinerungsform von Menschen und Tieren
- Verniedlichungsform
- Beliebte Kosenamen
- Untertreibung & Wertung
- Zur Kennzeichnung kleinerer Gegenstände oder Pflanzen
Verwendung in wissenschaftlichen Arbeiten
Das Diminutiv wird in wissenschaftlichen Arbeiten nicht verwendet und darf auch nicht verwendet werden. Die Verniedlichung, die durch das Stilmittel hervorgerufen wird, steht konträr zur Sachlichkeit und Präzision des wissenschaftlichen Schreibens.
Während du Diminutive in deiner Arbeit vermeiden musst, kannst du bestimmte Verniedlichungsformen verwenden. Begriffe wie Mädchen oder Eichhörnchen sind allgemein anerkannte Begriffe, die du in deiner wissenschaftlichen Arbeit verwenden darfst.
Das Wichtigste in Kürze
Hier findest du die wichtigsten Stichpunkte noch einmal zusammengefasst:
- Das Diminutiv ist eine grammatische Verkleinerungsform, welche Objekte, Tiere und Personen verniedlicht.
- Der bestimmte Artikel „das“ dient für alle Verniedlichungsformen.
- Das Stilmittel wird mithilfe dieser Endungen gebildet: „-chen“ oder -„lein“.
- Das Suffix „-lein“ beschreibt überwiegend Personen; „-chen“ meist Tiere.
- Bei „-che/-ch“ verwendet man die Endung „-lein“.
- Nicht alle Substantive, die auf -chen enden, sind eine Verniedlichungsform (Lachen, Sachen).
- Verwendung: Verkleinerungs- bzw. Verniedlichungsform, Kosenamen, Untertreibung & Wertung.
- In wissenschaftlichen Arbeiten musst du die Verniedlichungsform vermeiden.
Häufig gestellte Fragen
Diminutive werden zur Verniedlichung, Bildung von Kosenamen, Abwertung und Verkleinerung von Substantiven verwendet.
Die Verniedlichungsform wird grundsätzlich nicht in wissenschaftlichen Arbeiten verwendet, da sie nicht dem wissenschaftlichen Standard entspricht.
Der Unterschied zwischen der Verwendung von -chen und -lein ist manchmal regional verschieden. Es gibt keine allgemeine Regel, die besagt, welche Endung wann verwendet werden sollte. Diminutiva mit dem Suffix -chen beziehen sich auf Tiere, -lein bezieht sich meistens auf Personen.
Das Stilmittel hat verschiedene Wirkungen, je nach Kontext und Intention des Sprechers. Mögliche Wirkungen sind:
- Verniedlichung
- Intimität und Zärtlichkeit
- Herabsetzung
- Humor und Ironie
Das Gegenteil der Verniedlichungsform ist das Augmentativ. Hierbei handelt es sich um eine Vergrößerungsform.