Inhaltsverzeichnis
- 1 Nullartikel „einfach erklärt“
- 2 Definition: Nullartikel
- 3 Die Arten von Artikeln
- 4 Der Plural des unbestimmten Artikels
- 5 Der Nullartikel bei Eigennamen und Personen
- 6 Der Nullartikel bei Ländern und Städten
- 7 Der Nullartikel bei Abstrakta
- 8 Nullartikel: weitere Einsatzmöglichkeiten
- 9 Häufig gestellte Fragen
- 10 Quellen
Der Nullartikel ist eine grammatische Gesetzmäßigkeit der deutschen Sprache und gehört zu den Artikeln, ebenso wie der unbestimmte und der bestimmte Artikel. Er beugt Missverständnissen vor und fördert einen wissenschaftlich-dezidierten Sprachstil. Dabei gibt es verschiedene Bereiche, in denen der Nullartikel verwendet wird. Hier erfährst du alles Wissenswerte über den Nullartikel, um ihn in deiner nächsten wissenschaftlichen Arbeit richtig zu verwenden.
Definition: Nullartikel
Der Nullartikel bezeichnet in der deutschen Grammatik das Auslassen des Artikels vor einem Substantiv. Für gewöhnlich fordert die deutsche Sprache entweder einen bestimmten oder unbestimmten Artikel. Dadurch wird angegeben, inwieweit sich der Satz auf einen ausgewählten Gegenstand oder nicht näher bekannte Bestandteile einer Kategorie bezieht.
Manchmal lässt sich die (Un-)Bestimmtheit des Substantivs jedoch nicht feststellen oder erzeugt eine unbeabsichtigt eingrenzende Bedeutung. In diesem Fall wird der Nullartikel verwendet. Das Substantiv gilt dadurch weder als bestimmt, noch als unbestimmt.
Nullartikel ersetzen üblicherweise den Plural eines unbestimmten Artikels, stehen vor Abstrakta, Berufsbezeichnungen, Länder- und Städtenamen sowie den Eigennamen von Personen. Der Gebrauch des Nullartikels kann verpflichtend oder optional sein.1
Regelübersicht zum Nullartikel
Die folgende Übersicht soll dir die Regeln für die Verwendung des Nullartikels verdeutlichen:
Kategorie | Abstrakta |
Falsch | Du hast das Glück gehabt. |
Richtig | Du hast Glück gehabt. |
Kategorie | Berufsbezeichnung |
Falsch | Sie ist die Bäckerin. |
Richtig | Sie ist Bäckerin. |
Kategorie | Eigennamen von Personen |
Falsch | Gestern war ich mit dem Dennis einkaufen. |
Richtig | Gestern war ich mit Dennis einkaufen. |
Kategorie | Länder- und Städtenamen |
Falsch | Ich liebe das Berlin! |
Richtig | Ich liebe Berlin! |
Kategorie | Plural eines unbestimmten Artikels |
Falsch | Am Straßenrand liegen die Steine. |
Richtig | Am Straßenrand liegen Steine. |
Merke: In manchen Fällen, in denen der Nullartikel verwendet wird, kann es sein, dass auch ein bestimmter Artikel grammatikalisch Sinn ergibt. Allerdings verändert sich mit der Verwendung eines bestimmten Artikels die Bedeutung des Satzes. Somit mag der Satz grammatikalisch richtig sein, aber dennoch falsch, denn er übermittelt nun eine andere Botschaft.
Die Arten von Artikeln
Die deutsche Grammatik kennt drei Artikelkategorien:
- Bestimmte Artikel,
- unbestimmte Artikel und
- Nullartikel.
Bestimmte Artikel (der, die, das, des, der, dem) markieren das Substantiv als eine ausgewählte, unverwechselbare Entität. Sie geben an, dass es sich um diesen Gegenstand und keinen anderen seiner Art handelt.
Unbestimmte Artikel (ein, eine) markieren hingegen, dass es sich beim betreffenden Substantiv um den nicht näher spezifizierten Vertreter einer Kategorie handelt.
Der Nullartikel zollt semantischen Besonderheiten Tribut, bei denen ein Substantiv weder als bestimmt noch als unbestimmt angegeben werden kann/soll.2
Der Plural des unbestimmten Artikels
Der unbestimmte Artikel verfügt über keinen Plural, da „ein“ und „eine“ sich stets auf eine einzelne unbestimmte Entität beziehen. Das Ausweichen auf den bestimmten Artikel würde hingegen die Bedeutung des Satzes verändern. Daher wird in dieser Situation der Nullartikel verwendet.
Der Nullartikel bei Eigennamen und Personen
Bei der Verwendung von Eigennamen erzeugt die Verwendung des bestimmten Artikels eine semantische Redundanz. Das liegt daran, dass der Eigenname bereits impliziert, dass es sich um eine bestimmte Person handelt. Die Verwendung eines unbestimmten Artikels widerspricht hingegen der Bedeutung des Eigennamens, da er suggeriert, es handle sich um keine bestimmte Person.
Wenn nicht zwischen mehreren Personen mit dem gleichen Eigennamen unterschieden wird, erfolgt daher die Verwendung des Nullartikels. Dasselbe gilt für Anreden und akademische Titel, die einerseits als Berufsbezeichnung und andererseits als Namenszusatz behandelt werden.
Der Nullartikel bei Ländern und Städten
Länder- und Städtenamen werden wie die Eigennamen von Personen behandelt. Auch hier erzeugt die Verwendung des bestimmten Artikels eine semantische Redundanz, während der unbestimmte Artikel impliziert, es gäbe mehrere Orte mit demselben Namen.
Bei Nationalitäten ist die Verwendung des Nullartikels optional, wird jedoch empfohlen, um Allaussagen und nationalitätsbezogene Zuschreibungen zu entschärfen.
Es gibt jedoch Ausnahmen. Manche Ländernamen werden mit einem bestimmten Artikel angegeben. Das kann:
- an bestimmtheitsfordernden Suffixen wie {-ei} liegen, die implizieren, der Ländername sei Teil einer Kategorie und müsse spezifiziert werden,
- an veraltetem Sprachgebrauch aus der Kolonialzeit (der Kongo, der Irak, der Iran) oder
- an besonderen Eigenschaften des Ländernamens, die eine Abgrenzung suggerieren (die Vereinigten Staaten von Amerika, im Gegensatz zu anderen amerikanischen Staaten).
Der Nullartikel bei Abstrakta
Ein Abstraktum ist ein Substantiv, das sich nicht auf eine physisch greifbare Entität, sondern auf einen Sachverhalt aus Ideen, Zusammenhängen oder Gefühlen bezieht.
Abstrakta können sowohl mit als auch ohne Artikel angegeben werden. Allerdings führt die Verwendung von Artikeln dazu, dass sich das Substantiv nicht allgemein auf das Abstraktum, sondern auf eine spezifische Erscheinungsform/Version desselben bezieht.
Nullartikel: weitere Einsatzmöglichkeiten
Neben den genannten Fällen gibt es weitere Situationen, in denen der Gebrauch des Nullartikels angebracht ist. Darunter fallen Stoffbezeichnungen und Mengenangaben sowie Zeitangaben mit adjektivischem Attribut, aber ohne Präposition.
Stoffbezeichnungen bezeichnen weder Bestandteile einer Kategorie noch dezidiert ausgewählte Objekte, sondern die Kategorie als solche.
Dasselbe gilt für Mengenangaben, in denen die Quantifizierung anstelle des Artikels das betreffende Substantiv bestimmt.
Zeitangaben mit adjektivischen Attributen werden durch diese näher bestimmt und müssen nicht zusätzlich durch einen Artikel markiert werden.
Häufig gestellte Fragen
Der Nullartikel bezeichnet das Auslassen des Artikels vor einem Substantiv, das weder bestimmt noch unbestimmt ist. In den meisten Fällen ist der Nullartikel grammatisch verpflichtend. Er kann jedoch auch gezielt eingesetzt werden, um die nähere Bestimmung eines (bestimmbaren) Substantivs offenzuhalten.
Der Nullartikel steht vor Berufsbezeichnungen, Zeitangaben ohne Präposition, Abstrakta und Stoffbezeichnungen, Namen von Ländern, Städten und Personen sowie vor Mengenangaben. Außerdem wird er verwendet, wenn ein Substantiv im Plural steht, das im Singular über einen unbestimmten Artikel verfügen würde.
Der Nullartikel ermöglicht dir (unter anderem), zu formulieren, dass du dich auf eine Klasse von Gegenständen und nicht auf einen spezifischen/begrenzten Gegenstand beziehst.
Nullartikel sind unangebracht, wenn du dich auf einen konkreten Gegenstand beziehst. Dieser muss mit einem bestimmten Artikel angegeben werden.
Abstrakta sind Substantive, die sich nicht auf einen greifbaren Gegenstand, sondern auf einen abstrakten Sachverhalt beziehen. Dies können zum Beispiel Gefühle oder wissenschaftliche Theorien sein.
Quellen
1 Universität Tampere: Zum Gebrauch des Artikels im Zusammenhang mit dem Substantivattribut bei Eigennamen im Deutschen, in: trepo.tuni.fi, Juni 2006, [online] https://trepo.tuni.fi/bitstream/handle/10024/93565/gradu01154.pdf?sequence=1 (zuletzt abgerufen am 20.12.2022)
1 Stollhans, Sascha (2012) Ich trinke gerne *die Tee: der Nullartikel aus der Perspektive französischsprachiger Deutschlerner unter besonderer Berücksichtigung generischer Ausdrücke., in: core.ac.uk, 2012, [online] https://core.ac.uk/download/pdf/33574034.pdf (zuletzt abgerufen am 20.12.2022)