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Viele Hochschulinstitute bevorzugen eine genderneutrale Sprache in wissenschaftlichen Arbeiten. Diese realisiert sowohl die maskuline als auch die feminine Form von personengruppenbezogenen Substantiven. Richtig Gendern mit Doppelpunkt ist neben dem Asterisk, dem Schrägstrich und dem Unterstrich eine verbreitete Form. In diesem Beitrag erfährst du, wie du den Umgang mit dem Genderdoppelpunkt meisterst.
Definition: Gendern mit Doppelpunkt
Das Gendern mit Doppelpunkt ist eine Methode, genderneutrale Sprache zu erzeugen. Wenngleich das Genus nicht zwingend auf die reale Geschlechtszugehörigkeit verweist, führt das generische Maskulinum oftmals dazu, dass weibliche Angehörige der beschriebenen Personengruppe nicht bedacht werden oder sich nicht mit der (maskulinen) Bezeichnung identifizieren können. Der Doppelpunkt ermöglicht die Darstellung beider Genus-Formen.
Zusätzlich steht der Doppelpunkt (und die damit assoziierte Sprechpause) für nonbinäre Personengruppen, die sich nicht ausschließlich mit der maskulinen oder femininen Form des Substantivs identifizieren.
Verbreitung des Genderns mit Doppelpunkt
Das Gendern mit Doppelpunkt ist eine relativ neue Methode, um gendergerechte Sprache zu erzeugen. Der Asterisk (Gendersternchen), das Gender-Gap (Unterstrich) oder das Binnen-I sind älter, wurden jedoch in vielen Bereichen vom Doppelpunkt abgelöst. Sie sind vorrangig in Texten anzutreffen, die vor den 2020ern entstanden sind.
Wenngleich sich das Gendern mit Doppelpunkt (noch) nicht als universelle Methode durchgesetzt hat, wird es in offiziellen Formaten (zum Beispiel den öffentlich-rechtlichen Medien) und an manchen Hochschulen bevorzugt. Das Gendern mit Doppelpunkt stört das Schriftbild weniger stark als das Gendersternchen, da es ein bereits bekanntes Zeichen adaptiert, und bringt eine größere Verbundenheit der beiden Genus-Formen zum Ausdruck.
Ferner ist das Gendern mit Doppelpunkt mit jeder Tastatur zu bewerkstelligen. Daher ist es denkbar, dass das Gendern mit Doppelpunkt mittelfristig zur meistgenutzten Variante avanciert, genderneutrale Sprache zu realisieren.1
Gendern mit Doppelpunkt: Anwendung
Das Gendern mit Doppelpunkt betrifft drei Teilbereiche, in denen es mehr oder weniger effektiv zum Einsatz kommen kann.
- Der erste Bereich ist die genderneutrale Abbildung von Substantiven, in denen die maskuline und feminine Form auf den gleichen Wortstamm zurückgreifen.
- Der zweite Bereich betrifft Substantive, in denen sich der Wortstamm verändert.
- Der dritte Bereich bezieht sich auf das Gendern von Artikeln und Pronomen.
Gleicher Wortstamm beim Gendern mit Doppelpunkt
Verfügen die maskuline und feminine Form eines Wortes über den gleichen Wortstamm, wird der Genderdoppelpunkt am Ende der maskulinen Form platziert. Daraufhin geht er ohne Leerstelle in das Suffix der femininen Form über. Die meisten Substantive der deutschen Sprache können auf diese Weise gegendert werden.
Die Methode des Genderns mit Doppelpunkt ist nur möglich, wenn die maskuline Form mit dem Suffix {-er} an den Wortstamm anschließt oder (im Singular) auf eine geschlossene Silbe endet. Ist dies nicht der Fall, entstehen beim Gendern mit Doppelpunkt fehlerhafte Substantive, in denen entweder die maskuline Form entfällt oder die feminine Form inkorrekt gebildet wird.
Du kannst dieses Problem durch alternative Formulierungen umgehen. Dafür bieten sich entweder neutrale Begriffe oder das Ausschreiben beider Genus-Formen an.
Bei manchen Begriffen ist das Gendern mit Doppelpunkt im Singular möglich, im Plural jedoch nicht. Bedenke, dass das Ziel darin besteht, sowohl die maskuline als auch die feminine Form vollständig und korrekt abzubilden.
Unterschiedlicher Wortstamm beim Gendern mit Doppelpunkt
Wird der Wortstamm durch das Genus flektiert, ist das Gendern mit Doppelpunkt nicht möglich. Für eine erfolgreich gegenderte Form müssen sich die maskuline und feminine Form der gleichen Grundlage bedienen. Dies ist bei einem flektierten Wortstamm nicht gewährleistet.
Gendern von Artikeln und Pronomen
Das Gendern mit Doppelpunkt folgt bei Artikeln und Pronomen denselben Regeln wie bei Substantiven. Allerdings stellt sich häufig das Problem ein, dass sich der maskuline und feminine Wortstamm voneinander unterscheiden. Aus diesem Grund können bestimmte Artikel prinzipiell nicht gegendert werden.
In manchen Fällen wird der Schrägstrich genutzt, um, analog zu einem gegenderten Substantiv, beide Formen des Artikels abzubilden. Oft geht das Gendern mit Doppelpunkt jedoch mit der Notwendigkeit einher, den ganzen Satz mit Varianten für beide Genus-Formen abzubilden.
Daher ist es besser, auf alternative Formulierungen zurückzugreifen oder den Plural zu bilden, sodass ein gemeinsamer Artikel (oder ein gemeinsames Pronomen) ausreicht.
Komposita Gendern mit Doppelpunkt
Auch Wortzusammensetzungen (Komposita) können gegendert werden. Dies ist nur erforderlich, wenn der Begriff eine Personengruppe bezeichnet. Komposita, die zwar Personengruppen verwenden, sich jedoch vorrangig auf einen anderen Gegenstand beziehen, werden ebenfalls nicht gegendert. Sollte Unklarheit darüber bestehen, ob ein Begriff zu gendern ist, lohnt sich die Suche nach einer neutralen Formulierung.
Vor- & Nachteile des Gendern mit Doppelpunkt
Vorteile beim Gendern mit Doppelpunkt
- erzeugt genderneutrale Sprache, die männliche und weibliche Formen gleichermaßen berücksichtigt
- bewirkt Sprechpause für nonbinäre Personengruppen
- weniger starkes Störmoment als andere Sonderzeichen, da der Doppelpunkt vielen bekannt ist
- erzeugt eine verbindende Wirkung zwischen der maskulinen und femininen Form
- unkompliziert mit jeder Tastatur realisierbar
Nachteile beim Gendern mit Doppelpunkt
- keine amtliche Rechtschreibung (allerdings überwiegend anerkannt)
- Doppelpunkte sind bereits mit einer Bedeutung aufgeladen, die Verwechslungsgefahr erzeugt
- die Gründe für genderneutrale Sprache sind nicht jedem bekannt, sodass der Doppelpunkt Irritationsmomente herbeiführen kann
- es ist nicht selbstverständlich, dass die Sprechpause (auch) nonbinäre Menschen berücksichtigen soll
Neutrale Formulierungen statt Doppelpunkt
Das Gendern mit Doppelpunkt kann stets mit neutralen Formulierungen kombiniert werden. Diese bieten sich besonders an, wenn die betreffenden Doppelpunkt-Formen das Schriftbild zu sehr irritieren oder keine grammatisch-korrekten Begriffe erlauben. Oft lassen sich Texte durch die Bildung des Plurals leichter mit neutralen Formulierungen anreichern, da sie keine genderspezifischen Artikel/Pronomen erfordern.
Einen Teil dieser neutralen Formulierungen bilden Partizip-Formen wie Studierende anstelle von Studentinnen und Studenten. Partizip-Formen bergen manchmal den Nachteil, eine andere Bedeutung als der ursprüngliche Begriff auszudrücken.
Der/Die Studierende ist grammatisch betrachtet eine Person, die jetzt gerade studiert, während ein Student oder eine Studentin darüber definiert wird, an einer Hochschule eingeschrieben zu sein und sich in einer bestimmten Lebensetappe zu befinden.
Es gibt jedoch Fälle, in denen sich die Partizip-Bedeutung so weit vom ursprünglichen Begriff unterscheidet, dass sie sich nicht eignet, um genderneutrale Sprache zu erzeugen. Genderneutrale Begriffe wie Lehrkräfte, die ohne die Bildung des Partizips auskommen, sind oftmals die bessere Wahl.2
Häufig gestellte Fragen
Beim Gendern mit Doppelpunkt wird die maskuline Form des Substantivs mit einem femininen Suffix verbunden. Auf diese Weise gibt das Substantiv sowohl die maskuline als auch die feminine Form wieder. Zum Beispiel in Schüler:innen.
Der Doppelpunkt ist mit jeder Tastatur darstellbar und fügt sich besser ins Schriftbild als ein Asterisk oder ein Schrägstrich. Daher löst er in vielen Bereichen andere Formen des Genderns ab.
Es können nur Wörter gegendert werden, deren feminine Form die vollständige maskuline Form enthält. Möglich ist das Gendern mit Doppelpunkt demnach bei Substantiven wie Lehrer:innen, nicht aber bei Kund:innen.
Es gibt keine grundsätzliche Verpflichtung, in wissenschaftlichen Arbeiten zu gendern. Manche Institute geben jedoch vor, eine genderneutrale Sprache zu verwenden. Das Gendern mit Doppelpunkt ist eine verbreitete Möglichkeit, diese Vorgabe umzusetzen.
Neben dem Gendersternchen und dem (veralteten) Gendern mit Schrägstrich, gibt es die Möglichkeit, genderunspezifische Substantive wie Lehrkräfte oder Studierende zu verwenden. Beim Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit musst du dich auf die Verwendung eines Sonderzeichens festlegen, darfst die jeweilige Methode jedoch mit genderunspezifischen Substantiven kombinieren.
Quellen
1 Vielfaltsmanagement der Universität Rostock: Übersicht für eine gendergerechte Schreibweise: Unterstrich, Sternchen oder Doppelpunkt?, in: Universität Rostock, o.D., [online] https://www.uni-rostock.de/storages/uni-rostock/UniHome/Vielfalt/Vielfaltsmanagement/Toolbox/UEbersicht_gendern.docx.pdf (20.11.2022)
2 Gleichstellungskommission der Universität Münster: Empfehlungen für eine geschlechtergerechte Schriftsprache an der WWU Münster, in: Universität Münster, o.D., [online] https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/gleichstellung/senat_gleichstellungskommission_empfehlungen_geschlechtergerechte_schriftsprache.pdf (20.11.2022)