In einem Quasi-Experiment werden Versuchs- und Kontrollgruppen nicht per Zufallsverfahren ermittelt, sondern anhand fester Variablen bestimmt. Das ermöglicht die ressourcenschonende Analyse bestimmter Zielgruppen/Milieus. Wir zeigen dir, wie ein Quasi-Experiment aufgebaut ist und welche Vor- und Nachteile du beachten solltest. Zudem erklären wir dir anhand eines Beispiels die Anwendung eines solchen Experiments.
Definition: Quasi-Experiment
Ein Quasi-Experiment ist ein wissenschaftliches Experiment, das Probanden gezielt anhand bestimmter Eigenschaften auswählt. Dadurch unterscheidet es sich von einem echten Experiment, das Versuchs- und Kontrollgruppen randomisiert zusammenstellt.
Dennoch ist das Quasi-Experiment eine legitime wissenschaftliche Methode. Es ermöglicht effiziente Datenerhebungen, wenn sich das betroffene Forschungsprojekt auf ein spezifisches Milieu oder eine bestimmte Personengruppe bezieht. Der Nachteil von Quasi-Experimenten liegt in der bedrohten internen Validität.1
Beispiel eines Quasi-Experiments
Der Vorgang eines Quasi-Experiments wird hier anhand des folgenden Beispiels erklärt:
Das Quasi-Experiment: Die Vor- und Nachteile
Vorteile | Nachteile |
Quasi-Experiment ist eine ressourcenschonende Erhebungsmethode, da sie keiner Randomisierung bedarf | Vorteil der Ressourcenschonung kann zum Nachteil werden, wenn es darum geht, repräsentative Datenmengen aus einem spezifischen Milieu zu erlangen. Es müssen genug Probanden gefunden werden, die den gesuchten Eigenschaften entsprechen |
Versuchs- und Kontrollgruppen können an die Anforderungen des Experiments angepasst werden, um der Forschungsfrage gezielt nachzugehen. Es besteht eine hohe Authentizität der Forschungsdaten | Quasi-Experiment kann mit Störvariablen einhergehen. Die interne Validität des Experiments ist nicht gewährleistet |
Quasi-Experiment ist durch die vordefinierte Auswahl von Probanden leicht reproduzierbar | Quasi-Experimente erlauben nur sehr eingeschränkte Aussagen über Kausalitätsbeziehungen |
Quasi-Experimente in studentischen Abschlussarbeiten
Quasi-Experimente sind eine praktikable Methode für Forschungsfragen in Abschlussarbeiten.
Gründe:
- geringere Datenmengen
- mit ausreichendem Vorlauf, in relativ kurzer Zeit durchführbar und auswertbar
Herausforderung:
-
geeignete Probanden finden
Wähle daher Milieus oder Personengruppen, zu denen du bereits Zugang hast oder ihn dir mit wenig Aufwand verschaffen kannst
Es ist wichtig, die Stärken und Schwächen deines Experiments transparent zu machen. Keine wissenschaftliche Methode verfügt über unumstößliche Aussagekraft. Die wissenschaftliche Arbeitsweise setzt vielmehr voraus, wie dass du zuverlässig darüber informierst, was deine Methode kann und was nicht. Dementsprechend ist das Quasi-Experiment gut geeignet, um deinen Umgang mit wissenschaftlichen Gütekriterien unter Beweis zu stellen.
Was ist das Problem der internen Validität?
Die interne Validität bestimmt, inwieweit ein Experiment tatsächlich den Sachverhalt bemisst, der im Rahmen des Forschungsvorhabens untersucht werden soll.
Ein Quasi-Experiment kann die interne Validität nicht lückenlos gewährleisten, da es Probanden anhand vorher festgelegter Variablen auswählt und überprüft. Die so miteinander verglichenen Versuchs- und Kontrollgruppen könnten über weitere Eigenschaften verfügen, die Einfluss auf die Messdaten haben, im Versuchsaufbau aber nicht bedacht wurden.
Diese unbeobachteten Faktoren werden als Störvariablen bezeichnet.
Störvariablen können reduziert werden, indem das Experiment mehrere Eigenschaften der Probanden beleuchtet.
Selbst wenn die Forschungsfrage auf eine bestimmte Eigenschaft der Probanden ausgerichtet ist, können durch eine ganzheitliche Betrachtung weitere Korrelationen identifiziert werden. Auf diese Weise lassen sich Fehlschlüsse vermeiden. Andersherum werden Aussagen zur Kausalität möglich, wenn das Experiment alternative Korrelationen ausschließen kann.2
Häufig gestellte Fragen
Ein Quasi-Experiment ist eine empirische Forschungsmethode, die im Voraus festlegt, nach welchen Kriterien die Probanden der Versuchs- und Kontrollgruppe auszuwählen sind. Das ermöglicht mit vergleichsweise geringem Aufwand, Aussagen zu prüfen, die diese Gruppen betreffen.
Durch die gezielte Auswahl der Probanden besteht die Gefahr einer mangelhaften internen Validität. Das bedeutet, dass mitschwingende Faktoren, die bei der Auswahl der Probanden eine Rolle spielen, möglicherweise unbeachtet bleiben.
Ein Quasi-Experiment dient vorrangig dazu, quantifizierbare Daten zu erheben, um statistische Aussagen zu ermöglichen. Es ist jedoch auch als qualitative Forschungsmethode denkbar – zum Beispiel, wenn mehrere spezifische Einzelfälle detailliert miteinander zu vergleichen sind.
Wissenschaftliche Fragestellungen, die sich auf ein bestimmtes Milieu beziehen, verlangen nach sehr spezifischen Probanden. Eine randomisierte Auswahl könnte dazu führen, dass Ergebnisse verfälscht werden und das Gros der erhobenen Daten für die eigentliche Forschungsfrage irrelevant bleibt. Ein Quasi-Experiment ermöglicht die zielgerichtete Auswahl von Probanden und ist daher besonders geeignet, um einen streng begrenzten Gegenstandsbereich zu analysieren.
Quasi-Experimente sind eine probate Methode für wissenschaftliche Arbeiten im Studium. Durch die gezielte Auswahl der Probanden gelangst du schnell an aussagekräftige Daten. Bedenke jedoch, dass du deinen Forschungsbereich deutlich eingrenzen musst.
Quellen
1 Bierhoff, Hans Werner/ Rudinger Georg: Quasi-experimentelle Untersuchungsmethoden, in: Universität Mannheim, o.D., [online] https://madoc.bib.uni-mannheim.de/50938/1/HQM04-Quasi-experimentelle-Untersuchungsmethoden.pdf (zuletzt abgerufen am 12.12.22)
2 Kühhirt Michael: Design und Analyse
von Quasi-Experimenten, in: Universität zu Köln, 27. Oktober 2015, [online] https://kuehhirt.github.io/pdfs/script_v3.pdf (zuletzt abgerufen am 12.12.22)