Ein Feldexperiment eröffnet dir für deine wissenschaftliche Arbeit die Möglichkeit, eine Hypothese oder einen Sachverhalt zu prüfen. Du führst diese besondere Art eines Experiments in der jeweils natürlichen Umgebung durch – an dieser Stelle unterscheidet es sich gravierend von einem Laborexperiment und den dabei herrschenden künstlichen Bedingungen. Hier erfährst du alle relevanten Punkte zum Feldexperiment.
Definition: Feldexperiment
Das Besondere am Feldexperiment: Du führst es im natürlichen Umfeld der relevanten Personen durch, also quasi im Alltag – und das in der Regel ohne das Wissen der Versuchspersonen. Dann ist sichergestellt, dass die Teilnehmer auch tatsächlich natürlich agieren. Doch genau diese Anforderung erschwert die Durchführung eines Feldexperiments, denn es gibt zahlreiche variable Einflussmöglichkeiten, die du nur schwer kontrollieren kannst. Im Vergleich zu einem Laborexperiment sind also deutlich mehr Störfaktoren zu beachten, die die innere Validität beeinträchtigen. Dafür ist die externe Validität höher, da sich die Ergebnisse besser generalisieren lassen.
Feldexperiment: Anwendungsbereiche
Feldexperimente kommen in den unterschiedlichsten Bereichen und Branchen zum Einsatz, die sich mit dem natürlichen Verhalten der Versuchssubjekte in ihrem natürlichen Umfeld befassen. Dabei kann es sich beispielsweise um Medien-, Sozial- oder Naturwissenschaften handeln.
Bekannte Feldexperimente
Eines der ersten Feldexperimente hat Pasteur durchgeführt, da Rossignol dessen frühere Studien zur Anthrax-Impfung anzweifelte. Aus diesem Grund initiierte Pasteur im Jahr 1882 folgendes Experiment auf einem südlich von Paris gelegenen Bauernhof:
- Experimentalgruppe
25 Schafe mit Impfung - Kontrollgruppe
25 Schafe ohne Impfung
Allen Schafen wurde eine Dosis Anthrax verabreicht, die als tödlich eingeschätzt wurde. Das Ergebnis: Nach zwei Tagen waren die ungeimpften Schafe tatsächlich verstorben, die geimpften hatten überlebt.3
Bekanntere Feldexperimente in Deutschland wurden zum Beispiel vor der Einführung privater Fernsehsender durchgeführt: In Ludwigshafen, Berlin, München und Dortmund fanden sogenannte Kabelpilotprojekte statt. Dabei wurden aufgestellt:
- Experimentalgruppen
Haushalte mit vorhandenem oder geplantem Kabelanschluss - Kontrollgruppen
Haushalte mit üblichem Antennenempfang ohne Konsum der privaten Fernsehkanäle
Die Untersuchungen im Feldexperiment bezogen sich auf das Freizeit- und Fernsehverhalten in beiden Gruppen auf der Grundlage von Messwiederholungen, also Vorher- und Nachher-Messungen. Die zentralen Fragen der Forschung drehten sich darum.
- ob und wie durch die erhöhte Anzahl an TV-Kanälen die Sehgewohnheiten beeinflusst,
- wie sich das auf das Familienzusammenleben auswirkt und
- wie sich sonstige freizeitliche Gewohnheiten verändern.
Dieses Experiment ergab, dass bestimmte Segmente der Zuschauerschaft bevorzugt Unterhaltung suchen und Informations- und Sportprogramme vermeiden. Als relevante Größe wurde die Nutzungsdauer angesetzt, die sich tatsächlich verlängert hat – allerdings weniger, als zunächst vermutet worden war.4
Feldexperiment im Vergleich zur Feldstudie
Die Begriffe mögen ähnlich klingen, allerdings gibt es bei allen Gemeinsamkeiten deutliche Unterschiede: Sowohl die Feldstudie als auch das Feldexperiment werden unter natürlichen Bedingungen durchgeführt. Allerdings verzichtet die Feldstudie gezielt auf die Beeinflussung der unabhängigen Variablen.
Unterschiede
Die Unterschiede zwischen einem Feldexperiment und einer Feldstudie sollen an einem Beispiel verdeutlicht werden:
Feldexperiment
Du definierst sowohl eine Versuchs- als auch eine Kontrollgruppe, um zu untersuchen, wie viele der (unbewussten) Teilnehmer einen gefundenen Geldschein abgeben. Als unabhängige Variable dient der Ort, an dem du den Geldschein platzierst: entweder an einer geschützten und schlecht einsehbaren Stelle oder in einem offenen, gut sichtbaren Bereich.
- Zunächst wird die Versuchsgruppe mit dem Geldschein in der geschützten Stelle konfrontiert und die Kontrollgruppe bekommt ihn im gut einsehbaren Bereich präsentiert.
- Danach werden die Platzierungen umgedreht.
Die Forschungsfragen lauten:
- Wirkt sich die Platzierung darauf aus, wie oft der Schein abgegeben wird?
- Gibt es unterschiedliche Verhaltensweisen bei beiden Gruppen?
Feldstudie
Um aus dem Feldexperiment eine Feldstudie zu machen, ist die unabhängige Variable zu entfernen: Der Geldschein wird also immer an derselben Stelle positioniert. So kannst du messen, wie oft sich ein Proband dazu entscheidet, den Fund abzugeben. Die unabhängige Variable ist also ausgeschaltet.
Daraus leiten sich einige Unterschiede ab:
Feldexperiment | Feldstudie |
Unabhängige Variable wird manipuliert | Unabhängige Variante wird nicht manipuliert |
Verschiedene Situationen lassen sich miteinander vergleichen | Konzentration auf einen zentralen Sachverhalt |
Zu häufige Veränderung der unabhängigen Variablen kann Auswertung verkomplizieren und Genauigkeit beeinträchtigen | Lässt sich nur anwenden, wenn die Forschung auf einen Sachverhalt abzielt, denn Vergleiche sind unmöglich |
Gemeinsamkeiten
Gemeinsam haben Feldexperiment und Feldstudie, dass diese im natürlichen Umfeld durchgeführt werden, um das natürliche Verhalten der Versuchspersonen zu erfassen und zu analysieren.
Feldexperiment vs. Laborexperiment
Sollen bestimmte Forschungsfragen bei weitestgehender Kontrolle von Störfaktoren beantwortet werden, dann dürfte ein Feldexperiment nicht die geeignete Methode sein. Hier empfiehlt sich das Laborexperiment.
Unterschiede
Naturgemäß unterscheiden sich beide Methoden:
Feldexperiment | Laborexperiment |
Findet im natürlichen Umfeld statt | Findet in vorgegebenen Räumen als gezielt erstellte Versuchsanordnung statt |
Untersucht das natürliche Verhalten der (unwissenden Teilnehmer) | Untersucht kein natürliches Verhalten, denn Teilnehmer wissen Bescheid |
Eingriffe in das Experiment nicht möglich | Eingriffe in das Experiment möglich |
Störvariablen lassen sich nicht kontrollieren | Störvariablen lassen sich weitestgehend kontrollieren |
Hohe externe, niedrige interne Validität | Niedrige externe, hohe interne Validität |
Gemeinsamkeiten
Gemeinsamkeiten lassen sich nicht feststellen, vielmehr ergänzen sich Feld- und Laborexperimente sinnvoll.
Häufig gestellte Fragen
Diese Form eines Experiments wird in der natürlichen Umgebung von Versuchspersonen durchgeführt, ohne dass diese davon Kenntnis haben. So kann nicht nur deren natürliches Verhalten beobachtet werden, es lassen sich auch verschiedene Situationen vergleichen.
Im Gegensatz zum Feldexperiment wird bei einer Feldstudie die unabhängige Variable entfernt, um einen zentralen Sachverhalt zu untersuchen.
Während das Feldexperiment im natürlichen Umfeld der Versuchspersonen durchgeführt wird, handelt es sich bei einem Laborexperiment um einen künstlich erstellten Versuchsaufbau in dafür bestimmten Räumlichkeiten. Störfaktoren lassen sich somit weitestgehend kontrollieren. Laborexperimente fokussieren nicht auf natürliche Verhaltensmuster.
Beide Arten von Experimenten haben ihre Daseinsberechtigung, denn sie zielen auf unterschiedliche Forschungsfragen ab und ergänzen sich hervorragend.
Als eines der ersten Feldexperimente gilt der von Pasteur initiierte Anthrax-Versuch an 50 Schafen, mit dem er die Wirksamkeit seiner Impfung im Jahr 1882 ganz praktisch belegte.
Quellen
¹Kundisch D.: Online- und Feldexperimente, in: Wiwi.uni-paderborn.de, o.D., [online] https://wiwi.uni-paderborn.de/dep3/winfo2/forschung/forschungsprofil-alte-oberseite/online-und-feldexperimente-1 (abgerufen 02.11.2022)
²Research Gate: Publications by Topics, in: Researchgate.net, o.D., [online] https://www.researchgate.net/directory/publications (abgerufen 02.11.2022)
³Bauernschuster S.: Feldexperimente und Wirtschaftspolitik, in: Sam.econ.uni-muenchen.de, o.D., [online] https://www.sam.econ.uni-muenchen.de/download/feldundwirt2012/vorlesung_2_feldexperimente_mu.pdf (abgerufen 02.11.2022)
⁴Studlib: Experiment III: Varianten und Durchführung, in: Studlib.de, o.D., [online] https://studlib.de/4606/medien/experiment_varianten_durchfuhrung (abgerufen 02.11.2022)