Die wissenschaftliche Methodik der Beobachtung untergliedert sich in verschiedene Arten. Eine dieser Arten ist die offene Beobachtung. Das signifikante Merkmal dieser Methode ist, dass die beobachteten Personen sich darüber bewusst sind, dass sie beobachtet werden. In diesem Beitrag lernst du, wie du die offene Beobachtung richtig anwendest und was du bei der Wahl dieser Forschungsmethode beachten musst.
Definition: Offene Beobachtung
Die offene Beobachtung ist eine wissenschaftliche Beobachtung und das Gegenteil einer verdeckten Beobachtung. Bei dieser Methode wissen die beobachteten Personen darüber Bescheid, dass sie beobachtet werden und sie sind sich somit der Präsenz und der Absicht des Beobachters bewusst. Durch die offene Beobachtung kann ihr Verhalten jedoch verfälscht werden, auch wenn der Beobachter passiv agiert. Allerdings bietet die offene Beobachtung den Vorteil, dass der Beobachter bei Unklarheiten Nachfragen stellen kann.
Vor- und Nachteile
Die offene Beobachtung hat wie alle anderen Forschungsmethoden auch ihre Vor- und Nachteile.
Vorteile
Die offene Beobachtung bringt einige Vorteile mit sich.
- Ethische Klarheit: Es gibt weniger ethische Bedenken bei offenen Beobachtungen, weil die Personen wissen, dass sie beobachtet werden.
- Möglichkeit zur Interaktion: Wenn Bedarf besteht, kann der Beobachter auch mit den Teilnehmern interagieren, z.B. um Fragen zu stellen.
- Kontrollierte Bedingungen: Es herrscht eine Kontrolle über die Bedingungen der Beobachteten, da diese über den Zweck der Beobachtung informiert sind.
- Weniger Aufwand bei der Tarnung: Da die Beobachtung nicht verborgen ist, entfällt die Anstrengung, dass man unentdeckt bleiben muss.
Nachteile
Eine offene Beobachtung hat auch einige Nachteile.
- Verhaltensänderung der Beobachteten: Der Hawthorne-Effekt entsteht dadurch, dass sich die Teilnehmer anders verhalten, weil sie wissen, dass sie beobachtet werden.
- Mögliche Verzerrung: Die Teilnehmer können bewusst oder unterbewusst versuchen, wünschenswert oder wie erwartet zu handeln, um der sozialen Erwünschtheit zu entsprechen.
- Mangelnde Tiefe: Es können oberflächliche oder unvollständige Daten entstehen, da die Teilnehmer durch die Beobachtung ihre Gefühle nicht zeigen möchten.
- Möglicher Widerstand: Die Sammlung von Daten kann beeinträchtigt werden, wenn sich manche Teilnehmer unwohl fühlen oder sich gegen die Beobachtung weigern.
Offene Beobachtung vs. verdeckte Beobachtung
Der große Unterschied zwischen einer offenen und einer verdeckten Beobachtung liegt im Wissen der Teilnehmer, ob sie beobachtet werden oder nicht. Die verdeckte Beobachtung greift in die Privatsphäre der Probanden ein, da diese nichts von der Beobachtung wissen. Das Wissen über eine Beobachtungssituation kann zwar das Verhalten der Teilnehmer verfälschen, die Methode der offenen Beobachtung wirft aber gleichzeitig weniger ethische Fragen auf. Bei der Planung und Durchführung einer Forschung sind gerade diese beiden Aspekte relevant und sollten berücksichtigt werden.
Offene Beobachtung
Verdeckte Beobachtung
Beobachtete sind über Beobachtung informiert
Beobachtete sind nicht über Beobachtung informiert
Kaum ethische Fragen
Aufkommen ethischer Fragen
Verhaltensänderungen möglich
Verhaltensänderungen unwahrscheinlich
Durchführung einer offenen Beobachtung
Um eine offene Beobachtung durchzuführen, ist die Planung ebenso wichtig wie die Durchführung an sich. Deshalb sind die folgenden vier Phasen für die Durchführung relevant. In dem folgenden Kita-Beispiel möchte die Kita-Leitung die Interaktion der Kinder in ihrer Spielzeit in Bezug auf die Auswahl des Spielzeuges, das Teilen und die Kommunikation mit anderen Kindern analysieren.
1. Informationsphase: Alle beteiligten Personen werden über die Beobachtung informiert und die Zustimmung der Beteiligten wird eingeholt. Dies stellt sicher, dass keine verdeckte Methode angewendet wird.
2. Beobachtungsphase: Der Beobachter führt seine Beobachtung durch und erfasst Daten über relevantes und auffälliges Verhalten.
3. Auffälligkeitsphase: Auffälligkeiten werden erfasst und analysiert.
4. Reflexionsphase: Die Ergebnisse der Daten werden reflektiert und ggf. besprochen.
Ziele
Zu den Zielen einer offenen Beobachtung zählen unter anderem das Erfassen von natürlichen Verhaltensweisen und Interaktionen und die umfassende Datenerfassung. Außerdem kann der Kontext von bestimmten Verhaltensweisen durch die Beobachtung besser verstanden werden. Eine offene Beobachtung kann auch als Grundlage für weitere Forschungen dienen und die Teilnehmer bekommen direktes Feedback. Das direkte Ziel einer offenen Beobachtung variiert jedoch von Studie zu Studie, abhängig von der Forschungsfrage.
Häufig gestellte Fragen
Eine offene Beobachtung bezeichnet eine Methode, mit der durch das Beobachten von Probanden Daten über ihre Verhaltensweisen erfasst werden. Die Probanden wissen über die Beobachtung Bescheid.
Der Unterschied zwischen einer offenen und einer verdeckten Beobachtung liegt darin, dass bei einer offenen Beobachtung die Teilnehmer über die Beobachtungssituation Bescheid wissen, während sie bei einer verdeckten Beobachtung ohne ihr Wissen beobachtet werden.
Es gibt einige verschiedene Beobachtungsarten, wie zum Beispiel die offene oder verdeckte Beobachtung, die nicht-teilnehmende oder teilnehmende Beobachtung oder die strukturierte oder unstrukturierte Beobachtung.
Es gibt verschiedene Methoden zur Beobachtung von Probanden, um Daten für eine Forschung zu erfassen. Eine davon ist die offene Beobachtung. Als weitere Methoden gibt es noch die teilnehmende Beobachtung, die nicht-teilnehmende Beobachtung, die quantitative Beobachtung, die qualitative Beobachtung und die strukturierte Beobachtung.
Ein Beispiel für eine offene Beobachtung ist das Beobachten von Kindern in der Kita, um ihr Verhalten zu analysieren, während die Kinder darüber Bescheid wissen, dass sie beobachtet werden.