Das 4-Ohren-Modell wurde vom Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun entwickelt. Das Kommunikationsmodell geht von der Annahme aus, dass jede Nachricht anhand von Sachinhalt, Selbstoffenbarung, Beziehung und Appell näher untersucht werden kann. Das Vier Ohren Modell ist als Nachrichtenquadrat, Vier-Seiten-Modell oder Kommunikationsquadrat bekannt.
Häufig gestellte Fragen zum Vier-Ohren-Modell
Das 4-Ohren-Modell formuliert die Annahme, dass jede kommunikative Nachricht verschiedene Ebenen enthält, die ein differentes Verständnis einer Nachricht ermöglichen. Die Nachricht enthält Appell, Beziehung, Sachinhalt und Selbstoffenbarung, unabhängig davon, ob der Sender der Nachricht dies bezweckt.
Nach dem Kommunikationsmodell hat jede Nachricht vier Seiten: Sachebene, Selbstoffenbarung, Beziehung und Appell.
Das 4-Ohren-Modell von Friedemann Schulz von Thun kommt überall dort zum Einsatz, wo kommunikative Beziehungen zwischen zwei Personen bestehen. Neben der Funktion in der Kommunikationswissenschaft bietet das Modell im Arbeits- und Privatleben Mehrwert.
Unter Berücksichtigung des Nachrichtenquadrats liegen kommunikative Missverständnisse zwischen Empfänger und Sender einer Nachricht in verschiedenen Situationen vor. Bei einer unterschiedlichen Gewichtung der einzelnen Ebenen kann Kommunikation missverständlich sein.
Im populärwissenschaftlichen Sprachgebrauch und der fachwissenschaftlichen Betrachtung ist das Kommunikationsmodell von Schulz von Thun unter diversen Namen bekannt. Vier-Ohren-Modell, Kommunikationsquadrat, Vier-Seiten-Modell und Nachrichtenquadrat sind bekannte Bezeichnungen.
Definition des 4-Ohren-Modell
Das 4-Ohren-Modell ist eines der bekanntesten Kommunikationsmodelle in der deutschsprachigen Wissenschaft. Der deutsche Psychologe und Akademiker Friedemann Schulz von Thun aus Hamburg entwickelte ein Kommunikationsmodell, in dessen Mittelpunkt die vier Ebenen der Kommunikation stehen. Bei der Konzeption des Modells bezog sich Schulz von Thun auf die Sprachtheorien von Karl Bühler und Paul Watzlawick. Wenn du ein vertieftes Verständnis vom 4-Ohren-Modell haben möchtest, kann ein Grundlagenwissen rund um die zugrundeliegenden, sprachtheoretischen Analysen nicht schaden.
In seinem Kommunikationsmodell geht Schulz von Thun von der Prämisse aus, dass sich gestörte Kommunikationsprozesse auf ein unterschiedliches Verständnis der einzelnen Ebenen zurückführen lassen. Sender und Empfänger priorisieren andere Seiten einer Nachricht. Das Vier-Ohren-Modell kommt im beruflichen und privaten Kontext zum Einsatz. Um Konflikte bei der Kommunikation zu vermeiden respektive zu verringern, eignet sich das stetige Hinterfragen mit dem 4-Ohren-Modell, um potenzielle Probleme in einer kommunikativen Beziehung zu identifizieren.
Die 4 Seiten des Kommunikationsquadrats
Friedemann Schulz von Thun benennt in seinem Kommunikationsmodell vier Seiten einer Nachricht. Jedwede Kommunikation ist auf vielfältige Arten interpretierbar. Die Seiten Sachinhalt, Selbstoffenbarung, Beziehung und Appell kommen in jeder Nachricht vor. Allerdings erfolgt eine differenzierte Gewichtung. Es ist gut vorstellbar, dass ein Sender der Nachricht den Sachinhalt im Sinn hat, während der Empfänger der Nachricht auf die Ebene der Beziehung schaut. Friedemann Schulz von Thun versinnbildlicht diesen kommunikationswissenschaftlichen Ansatz, indem er den Sender mit vier Schnäbeln und den Empfänger mit vier Ohren ausstattet.
- Sachinhalt: Was ich dir sagen will
- Selbstoffenbarung: Was ich von mir erzählen will
- Beziehung: Wie ich dich einschätze und zu dir stehe
- Appell: Was ich von dir möchte
Sachebene
Die Sachebene ist unter den Namen Sachinhalt oder Sachinformation bekannt. Im Mittelpunkt dieser Seite des Kommunikationsmodells steht die sachliche Information. Der Sender versucht, die Sachverhalte eindeutig darzulegen. Der Empfänger der Nachricht ordnet die sachlichen Informationen ein und beurteilt diese mit verschiedenen Kriterien:
- wahr / unwahr
- relevant / irrelevant
- ausreichend / unzureichend
Der Sender kommuniziert auf der sachlichen Ebene die reine Information. Daten, Fakten oder Zahlen können die Sachebene prägen. Auf der Sachebene herrscht der geringste Interpretationsspielraum. Wenn sich der Sender der Nachricht präzise ausdrückt, sinkt die Gefahr von Missverständnissen.
Selbstoffenbarung
Die nächste Seite beim 4-Ohren-Modell ist die Selbstoffenbarung oder Selbstkundgabe. Das 4-Ohren-Modell von Schulz von Thun geht von der Annahme aus, dass der Sender einer Nachricht immer etwas offenbart. Jede Nachricht umfasst eine Offenbarung der eigenen Persönlichkeit – dies kann vom Sender gewollt oder unfreiwillig erfolgen. Die Kundgabe bezieht sich auf Gefühle, Eigenschaften, Bedürfnisse, Wünsche, Einstellungen oder Werte des Senders. Je nach Situation ist im 4-Ohren-Modell eine offensichtliche oder versteckte Selbstoffenbarung möglich. Der Gegenüber kann infolge der Selbstoffenbarung den Sender interpretieren.
Beziehung
Eine weitere Ebene im Vier-Ohren-Modell ist die Beziehungsebene. Diese Seite umfasst sämtliche Informationen, die die Verbindung vom Sender zum Empfänger charakterisieren. Dies kann mit eindeutigen Formulierungen, versteckten Andeutungen oder einer nonverbalen Gestik sowie Mimik erfolgen. Der Empfänger interpretiert eine Nachricht häufig unter Berücksichtigung der Beziehungsebene. Das 4-Ohren-Modell zeigt, dass sich der Empfänger beispielsweise wertgeschätzt, respektiert, unerwünscht, kritisiert oder nicht ausreichend beachtet fühlen kann.
Appell
Die vierte Seite im 4-Ohren-Modell ist die Ebene des Appells. Der Sender versucht mit der Nachricht, Einfluss auf den Empfänger zu nehmen. Dies ist dergestalt vorstellbar, dass der Sender seine Wünsche offen und proaktiv formuliert. Ratschläge, Handlungsempfehlungen oder Hinweise sind Bestandteil der Appellseite im 4-Ohren-Modell. Der Sender formuliert den Appell offen oder verdeckt. Der Empfänger der Nachricht stellt sich die Frage, ob eine Reaktion notwendig ist und welche Handlungen vom Sender gewünscht sind. Im Vier-Ohren-Modell ist der Appell bedeutend. Wenige Nachrichten äußert der Sender ohne die Intention, auf der Gegenseite etwas zu bewirken und an den Empfänger zu appellieren.
Beispiel für das 4-Ohren-Modell
Falls nach der Darlegung des theoretischen Konstrukts Fragen offen bleiben, kann dir das folgende Beispiel helfen, die Funktionsweise der Kommunikation zu verstehen und die unterschiedlichen Seiten im 4-Ohren-Modell zu identifizieren.
Beispiel
Nach einem anstrengenden Arbeitstag sieht der Mann, dass seine Frau das Lieblingsessen zubereitet hat. Beim Essen fragt der Mann seine Frau, ob sie das Rezept verändert hat.
Sender: Mann
Empfänger: Frau
Sachinhalt: Das Essen schmeckt heute anders.
Selbstoffenbarung: Ich bin aufmerksam und habe erkannt, dass sich das Essen verändert hat (positiv oder negativ).
Beziehung: Das Verhältnis zwischen Mann und Frau ist gut. Kommunikative Tabus gibt es nicht. Der Mann kann bedenkenlos fragen, ob sich etwas verändert hat.
Appell: Das nächste Mal kochst du das alte Gericht / erneut nach diesem Rezept.
Anwendungsgebiete des 4-Ohren-Modells
Das Vier-Ohren-Modell dient zur Identifizierung von Missverständnissen und der Verbesserung der kommunikativen Beziehungen. Kommunikation gibt es überall im Alltag – im Privat- und Berufsleben. Das 4-Ohren-Modell kann Unterstützung leisten, Fehler in der Kommunikation zu finden und die Ursachen für Missverständnisse zu identifizieren. Beispielsweise können sich die Sender einer Nachricht selbst hinterfragen und in den Gegenüber hineinversetzen. Das 4-Ohren-Modellermöglicht vielfältige Schlüsse, die bei einer zielgerichteten Kommunikation helfen können.
- Eine Nachricht hat vier Seiten
- Die Ausprägung variiert je nach Person
- Bei möglicher Fehlinterpretation beim Sender nachfragen
- Steuerung der Kommunikation im Alltag nach dem Vier-Ohren-Modell