Hast du dich auch schon immer gefragt, ob Publikationen in Fachjournalen geprüft werden? Die Antwort lautet: in den meisten Fällen ja. Ein solches Gutachten wird auch Peer-Review genannt und es soll die Qualität von Fachjournalen sicherstellen. Im folgenden Beitrag erfährst du, was genau man unter dem Begriff „Peer-Review“ eigentlich versteht, wie so ein Gutachten genau abläuft und ob es seinen Zweck erfüllt.
Definition: Peer-Review
Wenn du eine wissenschaftliche Arbeit in einem Journal veröffentlichen möchtest, wird dein Beitrag üblicherweise zunächst einmal geprüft. Zuerst wirft der Herausgeber selbst einen Blick darauf, um zu entscheiden, ob dein Beitrag für das Journal überhaupt relevant ist. Sollte dies der Fall sein, erteilt der Herausgeber einem Wissenschaftler vom Fach den Auftrag, deinen Artikel genauer unter die Lupe zu nehmen. Diese Methodik wird als Peer-Review bezeichnet.
Der Sinn eines solchen Gutachtens besteht darin, wissenschaftliche Zeitschriften idealerweise nur mit Beiträgen zu füllen, die den Lesern einen Mehrwert bieten. Das bedeutet, dass der Artikel ein Thema haben muss, das (aktuell) von Interesse ist. Darüber hinaus werden nach dem sorgfältig durchgeführten Gutachten nur Beiträge mit methodisch korrekter Forschung für eine Veröffentlichung berücksichtigt.
Merke: Auch „die Peer-Review“ ist gebräuchlich. Allerdings wird die weibliche Form eher selten verwendet. Deshalb bleibt der Begriff in diesem Beitrag stets sächlich.
Verfahren des Peer-Reviews
Es gibt mehrere Verfahren beziehungsweise Formen des Peer-Reviews. Diese beziehen sich auf die Anonymität und den Zeitpunkt des Gutachtens:
Beschreibung
Single-Blind-Verfahren
Beim Single-Blind-Verfahren weißt du nicht, welcher Peer deinen wissenschaftlichen Artikel begutachtet.
Double-Blind-Verfahren
Beim Double-Blind-Verfahren weiß auch der Peer, der den Beitrag analysiert, nicht, von wem der Artikel verfasst wurde.
Triple-Blind-Verfahren
Beim Triple-Blind-Verfahren weiß der Autor nicht, welcher Peer seine Arbeit bewertet und auch der Peer und Herausgeber wissen nicht, von wem der Artikel geschrieben wurde.
Collaborative-Review
Hier werden eingereichte Beiträge in Foren begutachtet und diskutiert. Dabei können verschiedene Personen als Gutachter agieren und die Ergebnisse miteinander diskutieren.
Open-Review
Hierbei werden die Gutachten offengelegt und gegebenenfalls mit dem Beitrag veröffentlicht. Somit können sowohl der Beitrag als auch die Gutachten transparent eingesehen werden.
Es gibt Verfahren, bei denen Artikel zunächst ohne eine solche Begutachtung veröffentlicht werden. Das bedeutet, dass Wissenschaftler erst nach der Veröffentlichung über den Artikel diskutieren können.
Reverse-Blind-Verfahren
Beim Reverse-Blind-Verfahren sind dem Autor die Namen der Gutachter bekannt, allerdings ist der Name des Autors den Gutachtern nicht bekannt.
Editorial-Review
Hierbei agiert der Herausgeber selbst als Gutachter und begutachtet den Beitrag selbst.
Beachte: In der Regel entscheidet der Herausgeber des jeweiligen Journals, welches Peer-Review-Verfahren eingesetzt wird.
Wer führt ein Peer-Review durch?
Auch bei der Auswahl des Gutachters liegt die Entscheidung beim Herausgeber. Üblicherweise kann er auf ein Netzwerk aus (ihm) bekannten Wissenschaftlern zurückgreifen, die ein Gutachten durchführen. Grundvoraussetzung ist, dass der beauftragte Peer die nötigen Kenntnisse zur Thematik besitzt.
Interessant: Bei besonders großen, renommierten und wichtigen Zeitschriften wird oftmals nach dem „Vier-Augen-Prinzip“ vorgegangen. Das heißt, dass zwei fachkundige Peers unabhängig voneinander ein Gutachten vollziehen. Ansonsten kümmert sich nur eine Person um die Begutachtung.
Um ein möglichst hohes Maß an Objektivität sicherzustellen, wäre das „Vier-Augen-Prinzip“ natürlich zu bevorzugen. Häufig fehlt es jedoch an zeitlichen und finanziellen Ressourcen, um mindestens zwei Personen mit dem Gutachten zu beauftragen.
Kriterien einer Begutachtung
Tatsächlich gibt es je nach Journal mitunter große Unterschiede, was die genauen Kriterien bei der Bewertung betrifft. Ganz allgemein arbeiten manche Peers akribischer, andere hingegen etwas „lockerer“. Was beim fraglichen Gutachten dann wirklich passiert, lässt sich leider kaum nachprüfen. Prinzipiell kannst du davon ausgehen, dass wissenschaftliche Veröffentlichungen anhand folgender Kriterien begutachtet werden:
- Hat der Beitrag einen echten Mehrwert für das spezifische Forschungsgebiet?
- Hat der Verfasser des Beitrags methodisch korrekt geforscht?
- Hat der Verfasser die angewandte Methodik verständlich beschrieben?
- Ist der Beitrag „journaltauglich“ geschrieben?
- Enthält der Beitrag ausreichend Zitate?
- Sind die Zitate aktuell (genug)?
- Sind die Zitate richtig zitiert?
Wichtig: Rechtschreibung, Grammatik und grundlegender Schreibstil sind nicht zwingend Bestandteil des Reviews. Es kann allerdings vorkommen, dass der Verfasser bei groben Fehlern auf die Unzulänglichkeiten hingewiesen wird.
Ablauf
Im Folgenden wird dir der Ablauf eines Peer-Reviews Schritt für Schritt erklärt:
- Einreichen: Zuerst wählst du ein geeignetes Journal für deinen Artikel aus. Die Seite scimagojr.com hilft dir dabei. Danach siehst du dir die spezifischen Bedingungen des Journals an, die an das Einreichen eines Artikels geknüpft sind, und befolgst sie. Im Anschluss daran erstellst du dir einen Account bei dem Journal, über den du daraufhin deinen Artikel einreichst.
- Desk-Review: Der Herausgebende prüft deinen Artikel, um einzuschätzen, ob er formal in Ordnung und thematisch für die jeweilige Zeitschrift relevant ist. Daraufhin teilt er dir seine Einschätzung mit. Wenn der Herausgeber deinen Artikel nicht von vornherein abweist, beauftragt er einen oder zwei geeignete Peers damit, ihn zu reviewen.
- Peer-Review: Nun prüft der Peer deinen Artikel (bestenfalls) gründlich. Dies kann sehr viel Zeit in Anspruch nehmen – mitunter sogar mehrere Monate. Nach der Bewertung gibt der Peer dem Herausgeber des Journals Feedback.
- Finale Entscheidung: Im Falle einer erforderlichen Überarbeitung besserst du deinen Artikel nach oder bringst gegebenenfalls triftige Argumente vor, weshalb der Peer falschliegt. Nach erneutem Einreichen entscheidet der Herausgeber, ob ein zweites Gutachten stattfinden soll oder nicht.
Hier nochmal eine Übersicht über den Ablauf eines Peer-Reviews:
Das Feedback des Peers kann wie folgt aussehen:
- Artikel passt und eignet sich zur Veröffentlichung
- Artikel bedarf einer geringfügigen Überarbeitung
- Artikel muss stark überarbeitet werden
- Artikel ist (vorerst oder grundsätzlich) abzulehnen
Befindet der Peer deinen Artikel für „druckreif“ oder auch nicht, informiert er den Herausgeber darüber. Dieser übermittelt dir die Entscheidung und Beurteilung.
Vorteile, Nachteile und Kritik
Bei einer objektiven Begutachtung seitens der Peers gelingt es durch Peer-Reviews, die Qualität der Artikel in wissenschaftlichen Fachjournalen extrem hochzuhalten. Weitere Vorteile sind das konstruktive Feedback, das die Autoren von den Peers erhalten, und die Förderung des Austauschs von neuen Ideen. Denn durch die Veröffentlichung und Diskussion neuer Forschungsergebnisse tragen diese Gutachten zur Weiterentwicklung eines allgemeinen Wissensstandes bei.
Allerdings ist die Erforderlichkeit dieser objektiven Betrachtung das große Problem bei jedem Gutachten. Man kann nie genau wissen, ob der begutachtende Peer seine subjektiven Ansichten und/oder Ziele außen vorlässt, sodass er wirklich ausschließlich bewertet, ob der Beitrag Mehrwert bietet und auf einer methodisch korrekten Forschung basiert. Von vielen Experten wird das Peer-Review deshalb kritisch betrachtet.
Überhaupt gibt es zahlreiche Kritikpunkte, aber auch Vorteile eines Peer-Reviews – eine Übersicht der wichtigsten Merkmale findest du im Folgenden:
Extrem hohe Qualität der Artikel in wissenschaftlichen Fachjournalen, wenn die Betrachtung der Peers absolut objektiv geschieht.
Zieht der Peer die Begutachtung eines Artikels absichtlich in die Länge oder gibt bewusst eine schlechte Bewertung, um etwaiger Konkurrenz den Weg zu versperren?
Kennt sich der Peer detailliert mit dem konkreten Gegenstand des Artikels aus oder hat er nur Kenntnisse zum übergeordneten Themengebiet?
Setzt sich der Peer intensiv mit dem Beitrag auseinander, um eine fundierte Einschätzung abgeben zu können? Oder wirft er aus Zeitmangel oder anderen Motivationen heraus bloß einen oberflächlichen Blick darauf?
Im Grunde lassen sich alle Kritikpunkte nur dann zu einem großen Teil auflösen, wenn bei jedem Beitrag mehrere (auch mehr als zwei) Peers unabhängig voneinander ein Gutachten durchführen. Doch dies ist meist ressourcentechnisch nicht machbar.
Allgemein lassen sich die Vorteile und die Nachteile/Kritikpunkte folgendermaßen gegenüberstellen:
Qualitätssicherung in wissenschaftlichen Journalen | Fragwürdige Objektivität der Gutachter |
Konstruktives Feedback an Autoren | Beeinflussung der Gutachter durch Eigeninteressen |
Austausch und Diskussion neuer Ideen | Keine Bezahlung der Gutachter für Reviews |
Weiterentwicklung der Wissensstände | Lange Dauer des Peer-Reviews |
Zusammenfassung
Die folgenden Punkte stellen eine kurze Zusammenfassung dar:
- Peer-Review als Verfahren zur Qualitätssicherung bei wissenschaftlichen Publikationen
- Unabhängige Person aus demselben Fachgebiet prüft eingereichten Artikel
- Relevanz/Mehrwert und methodische Korrektheit im Fokus des Reviews
- Wird teils (Reviewer kennt Namen des Verfassers) oder ganz anonym durchgeführt
- Kritik am Verfahren, da die Objektivität der Peers nicht gesichert ist
Häufig gestellte Fragen
„Peer“ lässt sich mit „Gleichrangiger“ übersetzen, „Review“ mit „Begutachtung“. In dem Sinne bedeutet Peer-Review wörtlich „Begutachtung eines Gleichrangigen“. Eine alternative Bezeichnung lautet „Kreuzgutachten“.
Ein Peer-Review ist ein Verfahren, bei dem Peers – also unabhängige Wissenschaftler aus dem entsprechenden Fachgebiet – einen wissenschaftlichen Artikel, der in einem Journal veröffentlicht werden soll, auf Relevanz und methodische Korrektheit prüfen.
Die Vorgabe für den Peer ist, beim Review objektiv zu sein. Allerdings lässt sich in der Praxis nie mit Gewissheit sagen, ob der Gutachter seine Bewertung tatsächlich ohne subjektive Einflüsse vornimmt.
In der Regel ist ein Peer-Review zumindest einseitig anonym. In dem Fall bleibt der Name des prüfenden Peers unerwähnt. Manchmal gilt das ebenso für den Verfasser des Artikels, der dem Gutachten unterzogen wird.
Eine peer-reviewte Veröffentlichung wurde von einem unabhängigen Gutachter (Fachkundige Person aus dem Fachbereich) auf Relevanz und methodische Korrektheit geprüft.