Gruppendiskussion – Schritt-für-Schritt-Anleitung

17.05.21 Interview Lesedauer: 8min

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Gruppendiskussion-01

Die Gruppendiskussion ist eine weit verbreitete Methodik an Hochschulen und Universitäten. Bei dieser Forschungsart geht es darum, sich über den aktuellen Forschungsstand auszutauschen, verschiedene Perspektiven zu einem Thema darzulegen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Der folgende Beitrag erklärt dir, was du über die Durchführung und Analyse von Gruppendiskussionen wissen solltest und welche Aspekte dabei besonders wichtig sind.

Gruppendiskussion „einfach erklärt“

Eine Gruppendiskussion ist ein Gespräch zwischen mehreren Personen. In diesem Gespräch werden Meinungen, Erfahrungen, Kenntnisse und Perspektiven der einzelnen Teilnehmer zu einem Thema in der Gruppe besprochen, um unterschiedliche Perspektiven darzulegen und ein umfassendes Verständnis des Themas zu erlangen. Die gesamte Gesprächssituation wird dabei von einem Moderator geleitet.

Definition: Gruppendiskussion

Eine Gruppendiskussion ist eine Form des Austauschs, wobei eine Gruppe von Menschen zusammengebracht wird, um unter der Leitung eines Moderators über ein bestimmtes Thema oder eine Reihe von Themen zu diskutieren. Meistens werden Daten und Erkenntnisse von Forschern aus verschiedenen Fach- oder Themenbereichen präsentiert und gesammelt.

Der Themenbereich ist in der Regel eng gesteckt, trotzdem hat jeder Teilnehmer die Möglichkeit, seinen Standpunkt darzulegen, wodurch ein Raum für Diskussionen geschaffen wird.

Anschließend erfolgt eine Protokollierung, Auswertung und Aufarbeitung aller Beiträge. Das Ziel ist es, durch die Interaktion und den Austausch von Meinungen, Erfahrungen und Ansichten innerhalb der Gruppe tiefergehende Einblicke und ein breiteres Verständnis über das untersuchte Objekt zu gewinnen.

Merke: Die Durchführung einer Gruppendiskussion ist nur dann sinnvoll, wenn du auch die Gruppendynamik in deine Untersuchung einbeziehst. Du darfst die Ergebnisse deiner Gruppendiskussion nicht als unabhängige Meinungsäußerungen von Individuen betrachten.

Anwendungsgebiete

Die Gruppendiskussion kann in einer Vielzahl von Bereichen eingesetzt werden.

Themen

Die Auswahl der Themen für eine Gruppendiskussion kann vielfältig sein, es können Bereiche wie Politik, Wirtschaft, wissenschaftliche Untersuchungen oder die neuesten medizinischen Fortschritte diskutiert werden.

Für den Erfolg der Diskussion ist es entscheidend, dass das Thema klar und präzise definiert wird. Dies ermöglicht es, sich intensiv und ausführlich mit dem spezifischen Themenfeld auseinanderzusetzen und diesen gründlich zu analysieren.

Beispiele

  • Bildung: Sollten Noten durch schriftliche Rückmeldungen ersetzt werden?
  • Umwelt: Wie können wir den Plastikverbrauch im Alltag reduzieren?
  • Technologie: Ist künstliche Intelligenz eine Gefahr für Arbeitsplätze?
  • Gesundheit: Sollte eine Zuckersteuer auf ungesunde Lebensmittel eingeführt werden?
  • Gesellschaft: Wie beeinflussen soziale Medien das Selbstbild junger Menschen?
  • Wirtschaft: Welche Auswirkungen hat die Globalisierung auf lokale Arbeitsmärkte?
  • Kultur: Sollte Kunst und Kultur staatlich stärker gefördert werden?
  • Politik: Ist die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre sinnvoll?

Anhand der Beispiele kannst du erkennen, wie vielseitig die Gruppendiskussion eingesetzt werden kann. Dabei ist auch das Ziel der jeweiligen Diskussionsrunde zu beachten.

Sonderfall in der Soziologie und Psychologie

Eine besondere Form der Gruppendiskussion ist gegeben, wenn die Dynamik innerhalb der Gruppe selbst der Forschungsgegenstand ist. Dabei wird nicht auf den Inhalt der Diskussion geachtet, sondern vor allem darauf, wie die Teilnehmer miteinander interagieren.

Ziel ist es, zu analysieren, wie Gruppenprozesse ablaufen, wie sich Meinungen bilden, welche Rollen übernommen werden (z. B. Führungsrolle, Zurückhaltung) und wie auftretende Konflikte gelöst werden.

Diese Art der Diskussion wird oft als gruppendynamische Analyse oder Gruppenbeobachtung bezeichnet und ist besonders von Interesse, um das Verhalten von Menschen in sozialen Kontexten besser zu verstehen.

Ziele

Anhand der obigen Beispiele wird bereits deutlich, dass die Gruppendiskussion unterschiedliche Ziele verfolgen kann. Diese sind:

  • Einholen von Meinungen zu einem Thema
    Verschiedene Perspektiven und Erfahrungen der Teilnehmer sammeln.
  • Wissensaustausch
    Informationen, Fachwissen oder Erfahrungen teilen und voneinander lernen.
  • Finden einer Lösung für ein Problem
    Gemeinsam Ideen und Ansätze zur Lösung eines Problems entwickeln.
  • Kritische Reflexion
    Bestehende Ansichten hinterfragen und neue Einsichten gewinnen.
  • Konsens erreichen
    Bei strittigen Themen eine gemeinsame Entscheidung oder Übereinkunft finden.

Du solltest bereits bei der Auswahl der Teilnehmer an deiner Gruppendiskussion dein Ziel definiert haben, da es essentiell ist, um die geeigneten Teilnehmer zu finden. Denn je nach Forschungsfrage musst du deine Gruppendiskussion individuell aufbauen, um entweder Meinungen zu einem Thema, Erfahrungen mit einem Thema oder Fachwissen zu einem Thema gewinnen zu können.

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Schritt-für-Schritt-Anleitung

Eine Gruppendiskussion erfordert eine gründliche und umfassende Planung, weshalb die Entwicklung eines Leitfadens wichtig ist. Dieser sollte auf die Vorgaben einer Gruppendiskussion ausgerichtet sein, denn im Regelfall dauert eine Gruppendiskussion 60–90 Minuten und hat 5–10 Teilnehmer.

Gruppendiskussion-Anleitung

Der Leitfaden dient der Organisation der Gesprächsrunde und ist gleichermaßen für die Teilnehmenden eine wichtige Grundlage für die Vorbereitung.

Im Leitfaden wird grundlegend eine Frage zu einem bestimmten Forschungsgegenstand oder einem aktuellen Ereignis gestellt. Die Teilnehmer werden gebeten, über den Forschungsgegenstand zu sprechen und ihre eigenen Perspektiven zu präsentieren. Im Leitfaden wird außerdem festgelegt, wann und wo die Veranstaltung stattfindet. Er enthält auch noch Vorgaben bezüglich der Redezeit und des geplanten Ablaufs.

Die gesamte Organisation und Durchführung der Diskussion orientiert sich an dem Leitfaden, da er ein wichtiges Hilfsmittel für den Erfolg ist, denn die einzelnen Punkte können schrittweise erledigt werden.

Im zweiten Schritt erfolgt die Auswahl der Personen, die an der Diskussion teilnehmen sollen. Hier ist es wichtig, entsprechende Personen für die Beantwortung der Forschungsfrage zu finden.

Jeder der Teilnehmer kommt normalerweise aus einem anderen wissenschaftlichen oder sozialen Bereich. Dadurch entstehen Diskussionen, in denen Personen aus allen Bereichen der Gesellschaft zusammenkommen. Dies ist notwendig, weil es in vielen Bereichen der Wissenschaft wichtig ist, ein möglichst repräsentatives Ergebnis zu erlangen.

Nach der Zusammenstellung der Teilnehmerliste erfolgt die Versendung der Einladungen. Dies geschieht in den meisten Fällen einige Wochen oder sogar Monate vor dem angesetzten Termin. Im Gegensatz dazu gibt es aber auch Diskussionen, die spontan einberufen werden, etwa wenn es sich um ein aktuelles und akutes Ereignis handelt. In jedem Fall sollte der Leitfaden bereits der Einladung beiliegen, damit sich die Teilnehmer bereits orientieren und vorbereiten können.

In den meisten Fällen geht einer solchen Diskussion jedoch eine lange Vorbereitung voraus. Vor allem bei komplizierten oder komplexen wissenschaftlichen Fragestellungen ist es wichtig, ausreichend Zeit für die Vorbereitung einzuplanen.

Die Diskussion wird zu einem festgelegten Termin anhand des Leitfadens durchgeführt. Mithilfe der Moderation bei Gruppendiskussionen wird die Diskussion geführt und darauf geachtet, dass die Vorgaben aus dem Leitfaden eingehalten werden.

Außerdem ist der Moderator auch dafür zuständig, die Teilnehmenden zur Diskussion zu ermutigen. Oftmals gibt es innerhalb dieser Diskussionen Redezeiten, die den Teilnehmenden vorher bekannt gegeben worden sind. Damit der Ablauf der Diskussion nicht gefährdet wird, ist es essenziell, dass die Redezeiten eingehalten werden. Nach diesen Redezeiten erfolgt erst die eigentliche Diskussion, die häufig auch zeitlich begrenzt ist.

Dies führt zu dem häufigen Problem, dass die Diskussionszeiten zu kurz sind. Demnach muss man häufig bei der Moderation von Gruppendiskussionen abwägen, ob man auf während der Diskussion auftretende Fragen eingeht und somit eine interessante Diskussion weiterlaufen lässt oder ob man es riskiert, die Diskussion abzubrechen, um den Veranstaltungsplan einzuhalten.

Eine erste Auswertung der Gruppendiskussion erfolgt unmittelbar am Ende der Veranstaltung. Der Moderator fasst die Ergebnisse zusammen und bezieht diese auf die Leitfrage. In der Regel gibt es einen Protokollführer, der eine entsprechende Zuarbeit leistet.

Die umfassende Auswertung sollte in schriftlicher Form erfolgen. Es ist möglich, Protokolle oder Konferenzschriften zu erstellen, die der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

Im weiteren Verlauf können die Inhalte der Diskussion selbst zu einem Forschungsgegenstand werden. Es gibt Teilnehmer, die die Inhalte in einem Essay oder einem Aufsatz zusammenfassen und auf diesem Weg in die weitere wissenschaftliche Diskussion einbringen.

Moderation

Die Moderation einer Gruppendiskussion nimmt eine essenzielle Rolle ein, denn die Moderation leitet die Diskussion und sorgt für das Einhalten der Vorgaben. Auch das Abschweifen der Diskussion vom Thema muss von dem Moderator vermieden werden.

Generell werden diverse Anforderungen an die Moderation gestellt:

  • Gesprächsführung und Leitung der Diskussion
  • Einhaltung der festgelegten Zielsetzung
  • Unparteilichkeit und Neutralität
  • Kontrolle der zeitlichen Vorgaben
  • Balance zwischen passiver Neutralität und aktiver Steuerung
  • Konfliktmanagement zwischen den Teilnehmern
  • Abwägung zwischen Ergebnissicherung und Flexibilität

Grundsätzlich muss die Moderation dafür sorgen, dass die Gruppendiskussion entsprechend den wissenschaftlichen und thematischen Vorgaben umgesetzt wird. Dadurch kann sie auch die Nachteile einer Gruppendiskussion minimieren (z. B.: Dominanz einzelner Teilnehmer eingrenzen) und die Vorteile effektiv nutzen (z. B.: Perspektiven aller Teilnehmer einholen).

Vor- und Nachteile

Wie jedes methodische Verfahren hat auch die Gruppendiskussion ihre Vor- und Nachteile. Diese solltest du beachten, bevor du dich dafür entscheidest, eine Gruppendiskussion für die Methodik deiner wissenschaftlichen Arbeit durchzuführen:

Vorteile Nachteile
Vielfalt an Meinungen und Perspektiven Zeitliche Beschränkung führt zu Oberflächlichkeit
Kreative Lösungsfindung Dominanz einzelner Personen
Förderung von Verständnis/Reflexion Schwierigkeit bei der Themenfokussierung
Dynamische (Gruppen-)Interaktion Komplexe, zeitaufwendige Auswertung
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Häufig gestellte Fragen

Eine Gruppendiskussion ist eine Forschungsmethode, bei der eine kleine Gruppe von Personen zusammenkommt, um unter der Leitung eines Moderators über bestimmte Themen zu sprechen und Meinungen auszutauschen. Sie dient dazu, Einblicke in die Einstellungen, Wahrnehmungen und Verhaltensweisen der Teilnehmenden zu gewinnen, indem die Dynamik der Gruppeninteraktion genutzt wird.

Die ideale Anzahl der Teilnehmer an einer Gruppendiskussion liegt zwischen fünf und zehn Personen. In diesem Bereich ist eine effektive und individuelle Diskussion unter Vorstellung eigener Beiträge und Perspektiven optimal zu realisieren.

Gruppendiskussionen werden in allen Bereichen der Wissenschaft, aber auch in der Politik und an weiterführenden Schulen eingesetzt, weil sie eine verbreitete und hilfreiche Form des Meinungsaustauschs sind. Sie fördern den Austausch und bieten die Möglichkeit, Fragen zu stellen, Standpunkte darzulegen und sich selbst auf den neuesten Stand der wissenschaftlichen Meinung zu bringen.

Gruppendiskussionen bieten den Vorteil, tiefe Einblicke in die Gedanken und Meinungen der Teilnehmenden zu erhalten und können die Dynamik der Gruppeninteraktion nutzen, um vielschichtige Perspektiven zu erfassen. Sie sind jedoch auch anfällig für die Dominanz einzelner Stimmen und können durch Gruppendynamik und Moderationseinfluss verzerrt werden, was die Vielfalt der gesammelten Ansichten einschränken kann.

Die Auswertung kann in mündlicher Form am Ende des Diskussionslaufs durch den Moderator erfolgen. Um die Ergebnisse festzuhalten und für die Weiterverwendung bereitzustellen, werden sie in der Regel auch verschriftlicht.