Diminutiv – Definition, Funktion & Beispiele

02.10.23 Alle Stilmittel Lesedauer: 5min

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Diminutiv-01

In der deutschen Sprache existieren Worte, genauer gesagt Wortendungen, die alltägliche Begriffe niedlicher erscheinen lassen. Das Diminutiv, ein sprachliches Mittel, verleiht Dingen und Wesen eine zarte, intime oder verniedlichende Note. Nicht umsonst gibt es das folgende Sprichwort: „-chen und -lein machen das Nomen klein“. Was genau damit gemeint ist, welche Wirkung das rhetorische Mittel hat und welche Wörter du bereits kennst, erfährst du im Folgenden.

Diminutiv „einfach erklärt“

Ein Diminutiv, auch Verkleinerungsform genannt, ist eine Wortform in der Sprache, die etwas als kleiner, jünger oder auch liebevoller darstellt. Durch spezielle Endungen (-chen, -lein) werden Begriffe verniedlicht, wodurch oft eine emotionale, zärtliche oder beschützende Konnotation entsteht.

Definition: Diminutiv

Das Diminutiv, (aus dem Lateinischen „deminuere“ zu Deutsch – verringern) oft als grammatische Verkleinerungsform bezeichnet, ist ein Stilmittel, um Objekte, Tiere oder Personen in einer verkleinerten oder verniedlichenden Weise darzustellen. Er ändert die Grundform eines Wortes, um Zärtlichkeit, Intimität oder eine geringere Größe auszudrücken.

Der Artikel eines Substantivs gibt das grammatische Geschlecht an, d. h. ob ein Nomen feminin, maskulin oder sächlich ist. Das rhetorische Stilmittel ist stets sächlich und erhält den bestimmten Artikel „das“ (ungeachtet von dem Geschlecht der ursprünglichen Form des Substantivs) und gehört zur Gruppe der Wortfiguren.

Diminutiv-Beispiel

Achtung: Nicht jedes Substantiv, das auf -chen endet, ist auch eine Verkleinerungsform.

Beispiele: Lachen, Sachen 

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Bildung

Grundsätzlich lässt sich aus jedem deutschen Wort eine Verkleinerungsform bilden.

  • Die Verniedlichungsform bildest du, indem du die Diminutivsuffixe (-chen) und (-lein) an den Wortstamm des Substantivs anhängst.
  • Verniedlichungen mit dem Suffix „-lein“ bezeichnen überwiegend Personen, während die mit dem Suffix „-chen“ meistens Tiere beschreiben.
  • Alle Diminutive sind neutral und bekommen nach Anpassung einen sächlichen Artikel, unabhängig des ursprünglichen Geschlechts und der ursprünglichen Form des Substantivs.

Im Folgenden findest du eine Tabelle mit einigen Beispielen für Diminutive, darunter auch Formen, die beide Endungen verwenden können:

Beispiele

-chen -lein
der Vater das Väterchen das Buch das Büchlein
das Paar das Pärchen das Ding das Dinglein
der Fisch das Fischchen der Fisch das Fischlein
die Weile das Weilchen der Spiegel das Spieglein
der Stein das Steinchen der Bauch das Bäuchlein
der Hase das Häschen der Hase das Häslein
die Katze das Kätzchen die Katze das Kätzlein

In einigen Regionen und Dialekten benutzt man stattdessen:

Beispiele

„-erl“ (Bayern, Österreich)

  • der Sack – das Sackerl
  • das Paket – das Packerl

Beispiele

„-le“ (Schwäbisch)

  • das Mädchen – das Mädle
  • das Haus – das Häusle

Regeln

Grundsätzlich beschreibt die wichtigste Regel des Diminutivs das Anhängen von Suffixen (-chen, -lein). In manchen Fällen lassen sich beide Endungen verwenden, in anderen Fällen hat sich nur eine der Verkleinerungsformen etabliert. Allerdings musst du beim Bilden einer Verniedlichungsform noch weitere Regeln beachten:

  • Stammvokale a/o/u werden zu den entsprechenden Umlaut ä/ö/ü

Beispiele

Substantiv Diminutiv
die Katze das Kätzchen
die Krone das Krönchen
der Hut das Hütchen

  • Stammlaut „au“ wird zu „äu“

Beispiele

Substantiv Diminutiv
das Haus das Häuschen
die Maus das Mäuschen

  • Wenn der Stammvokal im Nomen e, i, ä, ö, und ü heißt, bleibt er gleich

Beispiele

Substantiv Diminutiv
der Esel das Eselchen
der Igel das Igelchen
der Gärtner das Gärtnerlein
der Löffel das Löffelchen
der Hügel das Hügelchen

  • Der letzte unbetonte Vokal fällt weg

Beispiele

Substantiv Diminutiv
die Blume das Blümchen
die Weile das Weilchen
die Ente das Entlein

  • Substantive, die bereits eine Verkleinerungsform darstellen, erhalten keine weitere Endung

Beispiele

Substantiv Diminutiv
das Mädchen -
das Eichhörnchen -

  • Bei „-ch/-che“ verwendet man „-lein“

Beispiele

Substantiv Diminutiv
das Buch das Büchlein
die Kirche das Kirchlein
der Bach das Bächlein

Wirkung

Das Stilmittel hat verschiedene Wirkungen, welche abhängig von Kontext, Kultur oder der Intention des Sprechers sind. Im Allgemeinen kann die Verniedlichungsform folgende Wirkungen haben:

  • Verniedlichung
    Es verleiht Dingen, Tieren oder Personen eine niedliche Konnotation.
  • Intimität und Zärtlichkeit
    Es kann eine persönliche oder intime Beziehung zum Gegenstand oder einer Person signalisieren.
  • Abwertung
    Es kann verwendet werden, um Dinge kleiner und unbedeutender zu präsentieren.
  • Infantilisierung
    Die Verniedlichungsform kann dabei helfen, etwas kindlich oder unschuldig erscheinen zu lassen.
  • Humor
    Die Verwendung des Diminutivs kann dabei helfen, etwas spielerisch oder ironisch darzustellen.

Verwendung als Stilmittel

Verniedlichungen begegnen uns nicht nur oft im alltäglichen Sprachgebrauch, sondern auch in literarischen Texten (Epik, Lyrik, Dramatik) und Märchen. In der Literatur wird es als rhetorisches Stilmittel verwendet und wird vor allem als Verniedlichung verwendet. Hierzu gibt es zahlreiche Beispiele aus Märchen:

Beispiele

  • Schneewittchen
  • Das Spieglein
  • Rotkäppchen

In der Literatur wird das Stilmittel unter anderem hier eingesetzt:

  • Verkleinerungsform von Menschen und Tieren
  • Verniedlichungsform
  • Beliebte Kosenamen
  • Untertreibung & Wertung
  • Zur Kennzeichnung kleinerer Gegenstände oder Pflanzen

Verwendung in wissenschaftlichen Arbeiten

Das Diminutiv wird in wissenschaftlichen Arbeiten nicht verwendet und darf auch nicht verwendet werden. Die Verniedlichung, die durch das Stilmittel hervorgerufen wird, steht konträr zur Sachlichkeit und Präzision des wissenschaftlichen Schreibens.

Während du Diminutive in deiner Arbeit vermeiden musst, kannst du bestimmte Verniedlichungsformen verwenden. Begriffe wie Mädchen oder Eichhörnchen sind allgemein anerkannte Begriffe, die du in deiner wissenschaftlichen Arbeit verwenden darfst.

Das Wichtigste in Kürze

Hier findest du die wichtigsten Stichpunkte noch einmal zusammengefasst:

  • Das Diminutiv ist eine grammatische Verkleinerungsform, welche Objekte, Tiere und Personen verniedlicht.
  • Der bestimmte Artikel „das“ dient für alle Verniedlichungsformen.
  • Das Stilmittel wird mithilfe dieser Endungen gebildet: „-chen“ oder -„lein“.
  • Das Suffix „-lein“ beschreibt überwiegend Personen; „-chen“ meist Tiere.
  • Bei „-che/-ch“ verwendet man die Endung „-lein“.
  • Nicht alle Substantive, die auf -chen enden, sind eine Verniedlichungsform (Lachen, Sachen).
  • Verwendung: Verkleinerungs- bzw. Verniedlichungsform, Kosenamen, Untertreibung & Wertung.
  • In wissenschaftlichen Arbeiten musst du die Verniedlichungsform vermeiden.
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Häufig gestellte Fragen

Diminutive werden zur Verniedlichung, Bildung von Kosenamen, Abwertung und Verkleinerung von Substantiven verwendet.

Die Verniedlichungsform wird grundsätzlich nicht in wissenschaftlichen Arbeiten verwendet, da sie nicht dem wissenschaftlichen Standard entspricht.

Der Unterschied zwischen der Verwendung von -chen und -lein ist manchmal regional verschieden. Es gibt keine allgemeine Regel, die besagt, welche Endung wann verwendet werden sollte. Diminutiva mit dem Suffix -chen beziehen sich auf Tiere, -lein bezieht sich meistens auf Personen.

Das Stilmittel hat verschiedene Wirkungen, je nach Kontext und Intention des Sprechers. Mögliche Wirkungen sind:

  1. Verniedlichung
  2. Intimität und Zärtlichkeit
  3. Herabsetzung
  4. Humor und Ironie

Das Gegenteil der Verniedlichungsform ist das Augmentativ. Hierbei handelt es sich um eine Vergrößerungsform.