Ein pointierter Satzbau ist für wissenschaftliche Texte unabdinglich. Er erleichtert es anderen Forschern, Dozenten und Kommilitonen, deine Argumentation nachzuvollziehen und Missverständnissen vorzubeugen. Doch viele Studienanfänger oder Studierende aus weniger textaffinen Fachbereichen haben Probleme, einen wissenschaftlich-dezidierten Schreibstil zu entwickeln.
Dieser Artikel zeigt dir verschiedene Möglichkeiten, an deinem Schreibstil zu feilen, wie du Variation in deine Texte bringst und Sätze umformulieren kannst.
Definition: Sätze umschreiben
Unmissverständliche Aussagen, die Gedankengänge unterstreichen und Argumentationsverläufe transparent gestalten, bilden das Fundament der wissenschaftlichen Kommunikation. Die stilistische Optimierung einer wissenschaftlichen Arbeit ist daher auch für erfahrene Akademiker obligatorisch. Dabei sind sowohl großangelegte Überarbeitungen der Kapitelstruktur als auch Verbesserungen auf Satzebene entscheidend. Die Verfasser können Sätze umschreiben, um die Lesbarkeit zu steigern, Verbalphrasen durch Nominalphrasen ersetzen, zusammenhängende Gedankengänge verbinden und Schachtelsätze auflösen.1
Besonders lange Sätze (und Satzverbindungen) bergen das Problem, dass die Zusammenhänge der einzelnen Satzbestandteile mit jedem zusätzlichen Nebensatz schwerer zu entschlüsseln sind. Oft ergeben sich Ambiguitäten, die der wissenschaftlichen Klarheit abträglich sind. Andererseits kann die Aneinanderreihung von kurzen Sätzen dazu führen, dass unklar wird, inwieweit die getroffenen Aussagen inhaltlich miteinander zusammenhängen.
Die stilistische Optimierung einer wissenschaftlichen Arbeit versucht daher, den Satzbau analog zur Argumentation zu setzen. Das heißt, dass Satzstrukturen den jeweiligen Gedankengang widerspiegeln müssen. Komplexe Zusammenhänge erfordern größere Sätze, während die Sammlung von Fakten und die Zusammenfassung von Ergebnissen in kurzen Sätzen erfolgt.
Sätze umschreiben: Was macht die Lesbarkeit aus?
Die Lesbarkeit eines Satzes setzt sich aus drei Faktoren zusammen: Satzbau, Satzlänge und Vokabular. Wenn du Sätze umschreiben möchtest, solltest du darauf achten, die wichtigsten Gegenstände hervorzuheben (zum Beispiel durch das passende Genus Verbi), die Satzlänge der Komplexität der Aussage anzupassen und ausschließlich Vokabular zu verwenden, das den Lesern bekannt ist.2
Wissenschaftlicher Satzbau: Wie du Sätze umschreiben kannst
Genus Verbi:
Wenn du ausdrücken möchtest, dass ein Gegenstand (eine Person, ein Sachverhalt, eine Entität) etwas bewirkt, solltest du eine Aktivphrase verwenden. Dadurch wird der Gegenstand als handelndes Subjekt in den Vordergrund gerückt. Wenn du hingegen Sätze so umschreiben möchtest, dass sie die Handlung anstelle des handelnden Gegenstands fokussieren, ist eine Passivphrase angebracht. Diese Optionen werden als Genus Verbi bezeichnet.
Wichtige Informationen zuerst:
Auch unabhängig vom Genus Verbi solltest du Sätze so umschreiben, dass die wichtigsten Informationen am Satzanfang stehen. Dadurch lieferst du Lesern einen Schlüssel, der ihnen hilft, den übrigen Satz schneller einzuordnen.
Aufzählungen statt Einschübe:
In einer wissenschaftlichen Arbeit musst du dich nicht verpflichtet fühlen, jedes Detail in einen Standardsatz zu integrieren. Zum Beispiel kannst du Sätze umschreiben, indem du Einschübe durch Aufzählungen ersetzt. Diese sind leichter zu verstehen und ersparen dir unnötige Satzkonstruktionen. Auch mit dem Doppelpunkt kannst du Sätze umschreiben. Er kann nicht nur Aufzählungen einleiten, sondern vorhergehende Aussagen auf eine Pointe ausrichten.
Verben nicht unterbrechen:
Es ist empfehlenswert, Verbalphrasen nicht durch Einschübe zu unterbrechen. Derartige Sätze kannst du umschreiben, indem du den Einschub an den Anfang oder das Ende des Satzes verlegst.
Korrekte Wortstellung:
Achte darauf, keine Syntaxfehler zu begehen. Hauptsätze verfügen in der Regel über eine Verbzweitstellung und Nebensätze über eine Verbletztstellung.
Die richtige Satzlänge
Die optimale Satzlänge in einer wissenschaftlichen Arbeit beträgt 10-20 Wörter. Allerdings handelt es sich dabei nur um einen Durchschnittswert. Oft erfordern wissenschaftliche Aussagen/Argumentationen deutlich längere Sätze. Wenn du Sätze umformulieren möchtest, solltest du immer hinterfragen, ob die darin getroffenen Aussagen auf mehrere Sätze aufgeteilt werden können oder ob sie zueinander in Beziehung zu setzen sind.
Beachte, wenn du Sätze umschreiben willst: Schreibe so knapp wie möglich und so viel wie nötig.
Wie kannst du Sätze umschreiben?
Es gibt mehrere Methoden, mit denen du Sätze umformulieren kannst:
- Nominalstil
- Sätze entschachteln
- Sätze zusammenfügen
Sätze in den Nominalstil umschreiben
Substantivierungen erzeugen den Nominalstil. Sie helfen dir dabei, komplizierte Verbalphrasen aufzulösen. Dadurch kannst du Sätze umformulieren und den Blick zusätzlich auf einen bestimmten Sachverhalt ausrichten. Du solltest den Nominalstil jedoch vermeiden, wenn die substantivierten Begriffe nicht Teil deiner Analyse sind.
Sätze aufteilen und entschachteln
Du solltest Sätze umformulieren, wenn sie grundlos mehrere Aussagen auf einmal beinhalten. Finde alle Aussagen, die der Satz beinhaltet, und verteile sie auf kürzere Sätze. Kurze Sätze fördern den Lesefluss und machen es leichter, dem Text die gewünschten Informationen zu entnehmen.
Bisweilen schildern längere Sätze einen komplexen Sachverhalt, der sich nicht in unabhängige Aussagen unterteilen lässt. Oft spielen wichtige Nebeninformationen dabei eine Rolle. Du solltest solche Sätze umschreiben, wenn sie durch ihre Länge das Textverständnis erschweren. Sichte zuerst die Informationen, die der Satz enthält und finde eine geeignete Reihenfolge, in der du sie vermitteln möchtest. Anschließend kannst du den Satz in mehrere, aufeinander aufbauende Sätze umformulieren.
Zusammenfügen von kurzen Sätzen
Kurze Sätze können dazu führen, dass der Text an Substanz verliert und etwaige Zusammenhänge nicht deutlich werden. Wenn du Sätze umschreiben möchtest, solltest du nicht nur darauf achten, Formulierungen abzukürzen, sondern auch Verbindungen herzustellen.
Konjunktionen und Subjunktionen:
Konjunktionen und Subjunktionen sind – per Definition – Bindewörter, die mehrere Teilsätze in einen Zusammenhang bringen. Durch sie kannst du Sätze umschreiben, um den Mehrwert deiner wissenschaftlichen Aussagen zu markieren. Dabei kannst du sowohl Hauptsätze miteinander verknüpfen als auch ein Gefüge aus Haupt- und Nebensatz konstruieren.
Sätze zusammenfügen:
Manchmal lassen sich Sätze umschreiben, indem du Informationen in Klammern verschiebst oder durch einzelne Vokabeln ersetzt. Dadurch kannst du mehrere Sätze zu einem einzelnen Satz zusammenfügen, ohne die Lesbarkeit zu gefährden.
Häufig gestellte Fragen
Oft kommt es vor, dass ein Satz zwar syntaktisch korrekt ist, aus verschiedenen Gründen aber nicht mit dem übrigen Text harmoniert. Das kann entweder daran liegen, dass er schwer verständlich ist oder eine Satzstellung wiederholt, die im Text sehr häufig vorkommt. In diesem Fall bieten sich alternative Formulierungen an, mit denen du den Satz umschreiben kannst.
Kurze und pointierte Sätze sollten in einer wissenschaftlichen Arbeit Vorrang gegenüber langen und verschachtelten Sätzen haben. Allerdings können (zu viele) kurze Sätze die Lesbarkeit des Textes ebenfalls beeinträchtigen. Längere Gedankengänge solltest du stets in zusammenhängende Sätze umformulieren.
Die deutsche Sprache bietet viele Möglichkeiten, mit denen du Sätze umformulieren kannst. Dazu gehören Substantivierungen (= Nominalisierungen), die Aufteilung von Nebensatzkonstruktionen, das Verbinden von kurzen Sätzen und Variationen des Genus Verbi.
Aufzählungen sind geeignet, um Kategorien zu bilden und komplizierte Satzkonstruktionen aufzuheben. Sie sind ein legitimes Mittel, mit denen du Sätze umschreiben oder vollständig einsparen kannst.
Ein Satz sollte durchschnittlich 10-20 Wörter umfassen. Manchmal ist es jedoch erforderlich, längere Sätze zu verfassen.
Quellen
1Uni Frankfurt: Merkblatt zum wissenschaftlichen Arbeiten, in: Uni-frankfurt.de [online] https://www.uni-frankfurt.de/71422444/Merkblatt_zum_wissenschaftlichen_Arbeiten.pdf (abgerufen am 20.12.2022)
2Lehnen Katrin: Wissenschaftlichschreiben– Formulierungsbeispiele, in: Uni-giessen.de [online] https://www.uni-giessen.de/de/fbz/fb05/germanistik/absprache/mediensprachdidaktik/Pruefungen/Gestalt_Hinweise/Handout_Formulierungsbeispiele_Seminararbeit.pdf (abgerufen am 10.12.2022)