Inhaltsverzeichnis
- 1 Didaktische Analyse „einfach erklärt“
- 2 Definition: Didaktische Analyse
- 3 Welche Rolle spielt die didaktische Analyse im Unterrichtsentwurf?
- 4 Wie schreibt man eine didaktische Analyse?
- 5 Beispiele didaktischer Analysen für unterschiedliche Fächer
- 6 Unterschiede der didaktischen und methodischen Analyse
- 7 Häufig gestellte Fragen
- 8 Quellen
Der Begriff des Unterrichtsentwurfs ist den meisten Lehramtsstudenten und Referendariaten bestens bekannt. Einen großen Teil darin nimmt die didaktische Analyse ein. Sie hilft Lehrenden dabei Lernziele für den Unterricht zu definieren und Inhalte schülergemäß aufzubereiten. Um die didaktische Analyse besser verstehen zu können, haben wir hier für dich die wichtigsten Aspekte zusammengefasst dargestellt.
Definition: Didaktische Analyse
Die didaktische Analyse stellt ein Kapitel des Unterrichtsentwurfs dar, das sich mit dem Bildungsgehalt des geplanten Bildungsinhalts beschäftigt. Der Bildungsinhalt stellt dabei das Unterrichtsthema dar und beinhaltet das, was die Schüler durch die Auseinandersetzung mit dem Inhalt mitnehmen können – beispielsweise neue Einsichten oder Fähigkeiten.1
Im Mittelpunkt der didaktischen Analyse steht die Grundfrage, wieso das Thema im Unterricht behandelt werden sollte. Der Inhalt, der in der vorangegangenen Sachanalyse erarbeitet wurde, wird durch die didaktische Analyse als Bildungsinhalt schülergemäß aufbereitet.2 Die didaktische Analyse umfasst meist eine bis drei Seiten.1
Welche Rolle spielt die didaktische Analyse im Unterrichtsentwurf?
Die didaktische Analyse ist neben drei weiteren Analysen ein Teil des Unterrichtsentwurfs, der meist zwischen der Sachanalyse und der methodischen Analyse steht. Eine gelungene didaktische Analyse arbeitet heraus, warum sich ein bestimmtes Thema für den Unterricht eignet, welche Lernziele mit ihm verknüpft sind und wie es für die Schüler vereinfacht werden kann. Hast du diese Punkte geklärt, sollte es dir möglich sein, den Unterricht in der methodischen Analyse konkret zu planen.1
Die didaktische Analyse liefert Argumente zur Auswahl und Rechtfertigung des von dir gewählten Unterrichtsthemas.3 Sie basiert dabei stets auf dem Lehrplan. Dieser stellt den Rahmen für den Unterricht in Bezug auf erforderliche Lernziele, Inhalte und Methoden bereit und kann dir daher zur Legitimation deiner Unterrichtsplanung dienen.2
Weitere Analysen im Unterrichtsentwurf
Die didaktische Analyse ist nur eine von vier Analysen eines Unterrichtsentwurfs.
Diese lassen sich grob auf je eine Grundfrage reduzieren:
- Bedingungsanalyse: Wer wird wo von wem unterrichtet?
- Sachanalyse: Was wird unterrichtet?
- Didaktische Analyse: Warum wird der Gegenstand unterrichtet?
- Methodische Analyse: Wie wird unterrichtet?1
Wie schreibt man eine didaktische Analyse?
Wer eine didaktische Analyse schreibt, setzt sich mit den allgemeinen Bildungs- und Erziehungszielen des Unterrichtes auseinander.2 Durch die didaktische Analyse kannst du erläutern, welches Bildungsgehalt in deinem Bildungsinhalt steckt.
Um eine didaktische Analyse zu schreiben, kannst du dich an den fünf Fragen des Erziehungswissenschaftlers Wolfgang Klafki orientieren:
Exemplarische Bedeutung des Unterrichtsthemas
Die exemplarische Bedeutung des Inhaltes fragt danach, für welche allgemeinen Zusammenhänge das Thema symbolisch stehen kann. Der Stoff soll etwas Größeres repräsentieren, das die Schüler durch den Unterricht verstehen lernen.
- Welche allgemeinen Prinzipien Grundsätze oder Gesetzmäßigkeiten können an dem Inhalt exemplarisch erarbeitet werden?2
- Gibt es einen größeren Sinnzusammenhang, der durch den Inhalt vertreten wird? Für was ist das Thema repräsentativ, beispielhaft oder typisch?
- Welche Qualifikationen erwerben die Schüler durch den Unterricht, auf die sie später wieder zurückgreifen können? Welche später behandelten Problemstellungen bauen auf diesem Thema auf?
- Welche Bedeutung hat der Inhalt für dich als Lehrkraft?3
Gegenwartsbedeutung des Themas
Die Gegenwartsbedeutung befasst sich mit dem außerschulischen Wert des Inhaltes für die Schüler in ihrer aktuellen Lebenssituation. Indem du dich damit auseinandersetzt, kannst du außerdem entscheiden, ob die Schüler sich bereits für das Thema interessieren oder ob du sie erst dazu motivieren musst.
- An welche Interessen oder Bedürfnisse der Schüler kannst du anknüpfen? Haben sie bereits Fragen gestellt oder Themen angesprochen, die auf den Inhalt abzielen?3
- Welche Aspekte des Inhaltes kennen die Schüler bereits, zu welchen haben sie noch keinen Zugang?3
- Bedeutet der Inhalt den Schülern außerhalb des Unterrichts etwas?
- Welche Fehlinformationen oder Vorurteile könnten die Schüler bezüglich des Themas besitzen?
- Welche pädagogische Bedeutung soll der Inhalt für die Schüler haben?
Zukunftsbedeutung des Themas
Mit der Zukunftsbedeutung des Themas gehst du der Frage auf den Grund, inwiefern der Unterricht die Schüler weiterbringen wird, ob er beispielsweise zur Allgemeinbildung gehört oder ihnen wichtige Kompetenzen vermittelt.
- Welche Bedeutung hat das Thema für die Zukunft der Schüler? Welche Einsichten gewinnen sie durch den Unterricht?1
- Wird durch den Inhalt ein Beitrag zum Erreichen eines höheren Ziels geleistet, beispielsweise zur Selbstverantwortung oder Mündigkeit der Schüler?3
- Wie können die Schüler in ihrem Leben nach der Schule von diesem Inhalt profitieren?
- Wie einfach ist es für die Schüler, den Zukunftsbezug des Inhaltes zu verstehen? Welche Aspekte der Zukunftsbedeutung kennen sie bereits?3
Thematische Struktur des Unterrichts
Aus den bereits abgearbeiteten Punkten ergibt sich die thematische Struktur des Unterrichts. Sie stellt ein grobes Konzept für die Stunde dar und hilft dir, zu entscheiden, ob eine weitere didaktische Reduktion vonnöten ist. Die didaktische Reduktion meint die Vereinfachung komplexer Inhalte.
- Was sind die Lernziele? Berücksichtige hierbei den vorliegenden Rahmenlernplan.
- Welche Elemente, Strukturen, Beziehungen und Aspekte bilden das logische Gerüst der Unterrichtsstunde? Welchen roten Faden gibt es?1
- Besteht eine Reihenfolge logischer Schritte, die du einhalten musst, damit das Thema sinnvoll erarbeitet werden kann?
- Welche Themen müssen zuvor behandelt werden, um Grundlagen zu schaffen? Welche Themen können danach behandelt werden, da der aktuelle Unterrichtsinhalt Grundlagen schafft?
- Wie kannst du überprüfen, ob deine Schüler das Richtige aus dem Unterricht mitgenommen haben?
Zugänglichkeit für die Schüler zum Thema
Als Zugänglichkeit werden in der Didaktik die Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit dem Thema bezeichnet, meist bezogen auf eine bestimmte Altersklasse. Dafür ziehen die Lehrkräfte möglichst interessantes Material heran.
- Welche Situationen, Personen, Ereignisse oder anderen Elemente können den Schülern die Struktur des Inhaltes veranschaulichen beziehungsweise ihn interessant werden lassen?
- Welche Eigenschaften des Inhaltes können den Zugang für die Schüler erschweren?
Beispiele didaktischer Analysen für unterschiedliche Fächer
Das umfassendste Verständnis für die didaktische Analyse erlangst du, indem du gelungene Beispiele liest.
Du kannst dich beispielsweise an den folgenden Entwürfen orientieren:
Unterschiede der didaktischen und methodischen Analyse
Die didaktische Analyse beschäftigt sich mit der Frage, warum Schüler etwas lernen sollten. Die methodische Analyse fragt danach, wie sie es lernen sollten. Ursprünglich wurden beide Felder streng voneinander getrennt, heute werden sie in der didaktisch-methodischen Analyse häufig miteinander kombiniert.
Häufig gestellte Fragen
Die didaktische Analyse ist der Teil des Unterrichtsentwurfs, der sich damit beschäftigt, warum ein bestimmtes Thema für den Unterricht geeignet ist. Außerdem klärt sie, welche Lernziele erreicht werden und wie komplexe Inhalte vereinfacht werden können.
Die didaktische Analyse bearbeitet nacheinander die Punkte der exemplarischen Bedeutung, der Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung des Themas, der thematischen Struktur des Unterrichts und der Zugänglichkeit des Themas für die Schüler.
Die didaktische Analyse steht im Unterrichtsentwurf nach der Sachanalyse und vor der methodischen Analyse.
Als angemessene Länge für eine didaktische Analyse gelten ein bis drei Seiten.
Die didaktische Analyse fragt danach, warum etwas unterrichtet werden sollte, während die methodische Analyse klärt, wie etwas unterrichtet werden sollte.
Quellen
1 Universität Duisburg Essen: Leitfaden zur Anfertigung eines Unterrichtsentwurfes, in: Universität Duisburg Essen, März 2013, [online] https://www.wida.wiwi.uni-due.de/fileadmin/fileupload/BWL-WIDA/PDF-Dokumente/Leitfaden_Unterrichtsentwurf_2013-03.pdf (zuletzt abgerufen am 20.12.22)
2 Pädagogische Hochschule Heidelberg: Einführung in die Unternehmenspraxis, in: Pädagogische Hochschule Heidelberg, o.D., [online] https://www.ph-heidelberg.de/fileadmin/user_upload/vw/praktikumsamt_sopaed/Einfuehrung_in_die_U-Praxis.pdf (zuletzt abgerufen am 20.12.22)
3 Hessischer Bildungsserver: Didaktische Analyse, in: Hessischer Bildungsserver, o.D., [online] https://sts-ghrf-ruesselsheim.bildung.hessen.de/modul/unterrichtsplanung_einfue/material/Didaktische_Analyse.pdf (zuletzt abgerufen am 20.12.22)