Eine Epipher ist ein sprachliches Mittel, das eine Wortwiederholung am Ende von aufeinanderfolgenden Sätzen oder Satzteilen beschreibt. Auch als rhetorisches Mittel kann eine Epipher verwendet werden. In dem folgenden Beitrag erfährst du alles über die Definition, findest diverse Beispiele und eine Erklärung der Wirkungen. Außerdem wird das Stilmittel von weiteren Stilmitteln abgegrenzt.
Definition: Epipher
Eine Epipher, abstammend von dem altgriechischen „epiphorá“, was sich mit „Hinzufügung“ oder „Zugabe“ übersetzen lässt, bezeichnet ein Stilmittel, bei dem am Satzende benachbarter oder aufeinanderfolgender Sätze ein oder mehrere Worte wiederholt werden.
Epiphern erkennt man daran, dass sie durch die Wiederholung eines bestimmten Wortes oder einer Wortgruppe am Satzende die Aussage verstärken und besonders betonen. Diese Wortwiederholungen erzeugen eine rhythmische Struktur und verleihen dem Text eine größere Eindringlichkeit.
Beispiele
Im Alltag findet das rhetorische Mittel eher selten Verwendung, in Rhetorik und Literatur wird die Epipher häufiger verwendet. Im Folgenden zeigen wir dir ein paar Beispiele.
Die Redewendung nutzt die Epipher, indem das Wort „gut“ am Ende beider Satzteile wiederholt wird. Dadurch wird die Aussage verstärkt, dass am Ende alles gut ausgeht.
In diesem Beispiel werden die Worte „mich nicht“ am Ende der Satzteile wiederholt, was die Entschlossenheit und Gelassenheit der Figur betont.
August von Platen war ein bedeutender Dichter, der zwischen Klassik und Romantik tätig war. Er war ein großer Liebhaber des Stilmittels der Epipher, welches in vielen seiner Gedichte zu finden ist. In dem genannten Beispiel wiederholt sich die Wortgruppe „(anke) hin und her“ am Ende der Sätze, um das Bild der sanften, aber klaren Bewegung der Lilie im Wasser zu verstärken.
Wirkung
Die Epipher wird häufig verwendet, um die Aussagekraft und den Nachdruck eines Textes zu verstärken. Durch die Wiederholung wird das wiederholte Wort besonders hervorgehoben, was die Bedeutung und den emotionalen Gehalt der Passage erhöht. Sie findet Anwendung in verschiedenen literarischen Gattungen sowie in Reden und der Werbung, um Botschaften einprägsamer zu gestalten.
Wir haben die verschiedenen Wirkungen noch einmal in Stichpunkten zusammengefasst:
- Verstärkung: Die Wiederholung eines Wortes am Satzende hebt dieses besonders hervor und verstärkt die Aussage. Je öfter die Epipher wiederholt wird, desto auffälliger ist sie.
- Rhythmisierung: Schafft einen rhythmischen Effekt, der den Text flüssiger und einprägsamer macht. Der Leserhythmus kann außerdem beschleunigend oder gleichmäßig wirken.
- Reim: Kann die emotionale Wirkung einer Aussage erhöhen und den Leser oder Zuhörer stärker ansprechen. Das kommt primär bei Wiederholungen am Versende in Gedichten vor.
Abgrenzung von anderen Stilmitteln
Die Epipher ähnelt diversen anderen Stilmitteln, primär der Anapher, die eine Wortwiederholung an aufeinanderfolgenden Satzanfängen beschreibt.
Anapher
Das Gegenteil der Epipher ist die Anapher. Die Anapher bezeichnet dabei die Wiederholung eines oder mehrerer Wörter oder Wortgruppen am Anfang aufeinanderfolgender Sätze, Satzteile oder Verszeilen.
Symploke
Die Symploke oder auch Complexio ist die Kombination aus Anapher und Epipher. Sie bezeichnet eine Wiederholung von gleichen Wörtern, jeweils am Anfang und am Ende paralleler Sätze.
Anadiplose
Die Anadiplose bezeichnet die Wiederholung des letzten Wortes oder der letzten Wortgruppe eines Satzes am Anfang des folgenden Satzes. Dadurch wird eine starke Verknüpfung zwischen aufeinanderfolgenden Sätzen geschaffen und die Aussagekraft des Textes verstärkt.
Kyklos
Ein Kyklos ist ein rhetorisches Stilmittel, bei dem ein Satz oder eine Phrase am Anfang und am Ende eines Textes oder eines Textabschnitts wiederholt wird.
Das Stilmittel erzeugt eine abgerundete und geschlossene Struktur und verstärkt die Aussage, indem es die Aufmerksamkeit des Lesers oder Zuhörers auf den wiederholten Abschnitt lenkt. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Kreis“ oder „Ring“.
Wissenschaftliches Schreiben
Die Epipher findet im wissenschaftlichen Schreiben eher selten Verwendung, da der Stil meist sachlich, präzise und ohne stilistische Verzierung gehalten ist. Dieses Stilmittel wird vorwiegend zur Betonung von Aussagen und zur Rhythmisierung des Textes verwendet, was in wissenschaftlichen Arbeiten nicht umgesetzt wird. Aufgrund dessen wird die Epipher in der Regel nicht bewusst eingesetzt.
In den seltenen Fällen, in denen sie jedoch genutzt wird, dient sie dazu, bestimmte Begriffe oder Konzepte besonders zu betonen und deren Wichtigkeit hervorzuheben. Die Wiederholung am Ende aufeinanderfolgender Sätze kann dazu beitragen, dass der Leser die Bedeutung eines bestimmten Begriffs oder einer Idee besser erfasst und sich diese besser einprägt.
Solche Wiederholungen finden sich gelegentlich zufällig in einem Text, ohne dass der Autor bewusst eine Epipher gestalten wollte. Insgesamt bleibt die Epipher im wissenschaftlichen Kontext ein seltenes Stilmittel, das jedoch unbeabsichtigt auftreten kann.
Häufig gestellte Fragen
Die Epipher ist ein Stilmittel, das eine Wortwiederholung am Ende von Sätzen oder Satzteilen beschreibt.
Die Epipher beschreibt eine Wortwiederholung am Satzende aufeinanderfolgender Sätze. Die Anapher beschreibt eine Wortwiederholung am Satzanfang aufeinanderfolgender Sätze.
Ein einfaches Beispiel für eine Epipher lautet: Gute Vorbereitung führt zum Erfolg, sorgfältige Planung führt zum Erfolg, konsequentes Lernen führt zum Erfolg.
Die Wirkung der Epipher ist je nach Kontext unterschiedlich. Meist soll sie Themen betonen oder den Text rhythmisieren.